Langweilig, kompliziert, zeitintensiv – beim Thema private Vorsorge winkt jeder zweite Deutsche ab. Ein Fehler. Berechnungen zeigen die fatalen Konsequenzen, wenn der Vermögensaufbau zu spät erfolgt.
Das Niedrigzinsumfeld macht uns weiter zu schaffen. Und es ist kaum Besserung in Sicht. Keine gute Idee ist es deshalb, das Vermögen auf Sparbüchern, Fest- oder Tagesgeldkonten ungenutzt liegen zu lassen. Denn je nach Anlagebetrag verzinst sich Liquidität zu Null beziehungsweise negativ gepaart mit leicht anziehenden Inflationsraten. Ein negativer Zins bedeutet, dass das Künftige weniger wert ist als das Heutige. Es ist daher zu teuer, auf bessere Zeiten zu warten.
Vermögensaufbau ist also gefragt. Wenn es um die Aufnahme von Krediten oder den Abschluss einer Versicherung geht, sind die Deutschen wenig zimperlich. Sollen sie sich aber mit der Investition in Aktien oder Fonds befassen, um ihre private Vorsorge aufzubauen, winken viele ab, so das Ergebnis einer GfK-Umfrage. Einer der wichtigsten Gründe dürfte dabei die Überforderung sein, das Geld richtig anzulegen beziehungsweise die Unsicherheit, etwas dabei falsch zu machen.
Die repräsentative Finanzwissen-Studie im Auftrag der Kapitalgesellschaft RWB Group verdeutlicht, dass sich die Deutschen bei keiner anderen Finanzangelegenheit so unsicher fühlen wie beim Investieren. Lediglich 55,1 Prozent trauen sich zu, in Fonds oder Einzelwertpapiere zu investieren, während dies knapp 80 Prozent für die Aufnahme eines Kredits angeben. Und sogar 90 Prozent der befragten Verbraucher fühlen sich ohne Probleme in der Lage, eine Versicherung abzuschließen.
Sparen statt länger zu arbeiten
Speziell die Befragten unter 30 Jahre offenbaren eine erschreckende Unkenntnis. Rund 62 Prozent dieser Altersgruppe erklärten, dass sie nicht wüssten, wie sie ihr Geld in Aktien oder Fonds anlegen können. Dabei ist es gerade für die Jüngeren extrem wichtig, ihr Geld produktiv und renditestark zu investieren. Denn je später jemand beginnt, desto mehr Geld muss man Monat für Monat auf die Seite legen, länger arbeiten und sich möglicherweise später in seinem Konsumverhalten einschränken.
Folgendes Rechenbeispiel des FPSB Deutschland verdeutlicht dies: Ein Verbraucher strebt ein Sparziel von 500.000 Euro an. Über diese Summe möchte er ab dem 65. Lebensjahr flexibel verfügen. Dafür will der Sparer Monat für Monat einen festen Betrag in ein gemischtes Portfolio, das zu 60 Prozent aus Aktien und zu 40 Prozent aus Anleihen besteht und das zwei Prozent Rendite pro Jahr nach Inflation, Steuern und Kosten bringt, investieren. 500.000 Euro sind übrigens keine zu hohe Summe, wenn man bedenkt, dass die Lebenserwartung für den heute 25-Jährigen bei knapp 90 Jahren liegt. Somit muss das Ersparte für 25 Jahre reichen, um die staatliche Rente zu ergänzen.
Mit einem Sparbeginn im Alter von 25 Jahren hat der Sparer 40 Jahre lang Zeit, sein Sparziel von 500.000 Euro mit 65 Jahren zu erreichen. Dafür müsste er jeden Monat 680 Euro zur Seite legen. Im Alter von 30 Jahren, also mit einem Anlagehorizont von 35 Jahren, benötigt er für das gleiche Sparziel bereits 820 Euro monatlich. Mit einem Sparbeginn im Alter von 35 Jahren benötigt der Sparer sogar schon rund 1.015 Euro monatlich, um über 500.000 Euro in 30 Jahren zu verfügen. Und ein 40-Jähriger muss 25 Jahre lang monatlich sogar 1.280 Euro zur Seite legen, wenn er mit 65 Jahren 500.000 Euro zusammen haben möchte.
Früher Vogel fängt den Wurm
Das bedeutet: Wer nur zehn Jahre später anfängt, muss bereits eine um 50 Prozent höhere Sparrate einkalkulieren! Eine frühe Beschäftigung mit dem Thema zahlt sich also aus. Und das gilt umso mehr für denjenigen, der sich frühzeitig mit diesem Thema befasst. Denn dann ist die Chance am größten, für unvorhergesehene Ereignisse im Leben finanziell gerüstet zu sein und die in manchen Fällen drohende Versorgungslücke im Alter auch wirklich schließen zu können.
Wie das geht? Statt sich allein mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen oder sich ungeprüft etwas verkaufen zu lassen, ist es sinnvoller, einen unabhängig beratenden und professionellen Finanzplaner zu Rate zu ziehen. Sie helfen Sparern und Anlegern dabei, Licht ins Dunkel zu bringen. Jeder Fall ist zwar individuell, aber häufig ist beispielsweise die schnelle Tilgung von Darlehen und die Haltung von großzügigen Liquiditätsreserven für Schicksalsschläge ein erster wichtiger Schritt.
Wer sich dagegen nicht frühzeitig kümmert, der läuft Gefahr, im Alter zu wenig Geld zu haben. Gerade im aktuellen Niedrigzins-Umfeld ist es extrem wichtig, möglichst früh mit dem Sparen zu beginnen und dabei höher rentierende Anlageformen zu wählen. Je früher Geld für den Ruhestand angespart wird, desto besser. Denn die Zeit und der Zinseszinseffekt arbeiten für den Verbraucher.