Der März dieses Jahres war wohl für viele Anleger ein Horrorszenario. Manche Aktienindizes brachen um mehr als 30 Prozent ein. Aber auch alle anderen risikobehaftete Anlagen litten unter dem Ausverkauf an den Kapitalmärkten. Noch schlimmer: Nachdem die wirtschaftlichen Aktivitäten in etlichen Ländern deutlich herunter gefahren werden mussten, um eine Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, herrscht große Unsicherheit darüber, wie es weitergehen wird. Volkswirte sprechen von einem gleichzeitigen Angebots- und Nachfrageschock.
Manche Experten erwarten zwar eine V-förmige Erholung der Wirtschaft, andere aber halten auch eine länger anhaltende Krise, also ein U- oder gar ein L-Szenario, nicht für ausgeschlossen. Natürlich mag es für manchen auch seinen Reiz haben, sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen. Aber als Anleger, der langfristig für seinen Ruhestand oder andere Lebensziele sein Geld anlegt, kann eine solche Phase Stress bedeuten. Stress, den er gar nicht möchte. Am besten vermeiden lässt sich das, indem man seiner Anlagestrategie im Sinne einer ganzheitlichen Beratung eine durchdachte und langfristige Finanzplanung zugrunde legt. Denn wer sich an den wesentlichen Kriterien einer professionellen Finanzplanung orientiert, muss auch in solch turbulenten Phasen nicht um den langfristigen Erfolg seiner Geldanlage fürchten.
Feststellung des finanziellen Status quo durch gesamtheitliche Betrachtung
Doch worin bestehen die Grundzüge einer solchen Finanzplanung? Zunächst einmal verschafft sie dem Anleger Klarheit über seine finanzielle Lage und bringt eine Art „Komplexitätsreduktion“. Und hier machen viele den Fehler, die Elemente ihres Vermögens, also Aktien, Versicherungen oder Immobilien, isoliert zu betrachten. Stattdessen geht es aber darum, das Vermögen in seiner Gesamtheit zu berücksichtigen und dieses entsprechend zu strukturieren. Ein Vermögensstatus für das Gesamtvermögen als Ausgang hilft. Und es gibt noch ein zentrales Element einer ganzheitlichen Finanzplanung: Nämlich die Festlegung der finanziellen Ziele und das Aufzeigen der Wechselwirkungen von Liquiditäts- und Vermögensauswirkungen. Die Vermögenziele geben quasi einen Rahmen vor. Das heißt, der Zeithorizont, über den jemand sein Geld anlegt, und was er später damit machen möchte, das ist für die konkrete Umsetzung entscheidend.
Daraus ergibt sich dann eine langfristige Vermögensstruktur, Experten sprechen von der Asset Allocation, die auf die individuelle Risikoneigung des Einzelnen und dessen persönliche Anlageziele ausgerichtet ist. Wie wichtig dabei insbesondere die objektive Risikotragfähigkeit ist, lässt sich gut an der Krise, die wir im Zuge der Corona-Pandemie sehen, zeigen. Angenommen jemand ist sehr risikofreudig, braucht das angelegte Geld oder zumindest einen erheblichen Teil davon, aber schon in ein paar Monaten oder in einem Jahr. Zum Beispiel weil der Ruhestand kurz bevor steht.
Kommt es nun zu einem so unerwarteten heftigen Crash am Aktienmarkt, dann ist durchaus fraglich, ob die Aktienkurse diesen Rückgang in so kurzer Zeit wieder aufholen. Deshalb ist es besonders wichtig, auf die objektive Risikotragfähigkeit zu achten. Diese würde in einem solchen Fall, bei einem kurzen Anlagehorizont, nahe legen, den Anteil risikoreicher Vermögenswerte zu reduzieren und dafür auf stabile Anlagen zu setzen. Dann wäre dieser Crash an dem Vermögen wohl größtenteils vorbeigegangen. Eine gründliche und tiefgreifende Finanzplanung, bezogen auf die individuelle Situation, ist deshalb so wichtig.
Diversifikation zur Risikoreduzierung
Zudem lassen sich durch eine Strukturierung des Vermögens auch Risiken leichter identifizieren, reduzieren und eventuell Absicherungen in das Portfolio einbauen. Wer also einen genauen Überblick über seine Vermögenswerte hat, kann Klumpenrisiken, beispielsweise einen zu hohen Aktienanteil oder einen zu hohen Anteil deutscher Vermögenswerte, leichter erkennen und vermeiden. Eine ausreichend breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen sowie nach Branchen und Regionen ist schließlich ein weiterer Schlüssel für den langfristigen Anlageerfolg. Und das geht besser, wenn jemand im Rahmen seiner Finanzplanung sein Vermögen gut strukturiert.
Hilfreich kann es dabei sein, das Portfolio auch immer wieder an die strategische Asset Allocation anzupassen. Denn auf diese Weise nehmen Anleger bei Anlageklassen, die gut gelaufen sind, Gewinne mit. Jene Anlageklassen, die schlecht gelaufen sind, werden dagegen günstig nachgekauft. Diese Beispiele sollen aber vor allem verdeutlichen, dass eine umfassende und professionelle Finanzplanung dazu da ist, Anlegern dabei zu helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Es geht also nicht nur darum, jederzeit eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. In turbulenten Marktphasen macht sich das bemerkbar. Denn Anleger bleiben so handlungsfähig – und können von solchen Markteinbrüchen vielleicht sogar profitieren.