20 Jahre ist es nun her, als ein Anlageinstrument über den Atlantik nach Europa kam: Exchange-Traded Funds, kurz ETFs, sind seitdem zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden. Betrug das ETF-Fondsvermögen Ende 2000 in Europa noch 400 Millionen Euro, so kletterte das Volumen bis Ende 2019 auf rund eine Billion Euro, weltweit waren es Ende 2019 sogar rund sechs Billionen US-Dollar.
Dabei sind es viele professionelle Investoren wie Manager von Pensionseinrichtungen, die ETFs verstärkt nutzen. Laut einer Studie der DWS betrachten 66 Prozent der befragten Manager passive Anlagen als etablierten und vollwertigen Teil ihres Portfolios. Aber auch bei privaten Anlegern nimmt die ETF-Nutzung zu.
Die Gründe für die wachsende Nachfrage sind klar: Kein Ausgabeaufschlag, geringe Verwaltungsgebühren, jederzeit an der Börse handelbar – vor allem auch deshalb stehen ETFs auf der Hitliste von Investoren immer weiter oben. Auch weil nur wenige aktive Fonds dauerhaft den Markt schlagen, nimmt die Beliebtheit der passiven Finanzprodukte zu.
Auch als taktisches Instrument geeignet
Hinzu kommt: Eigentlich sind die kostengünstigen Produkte zwar für das langfristige Investment geeignet. Doch immer mehr Anleger lernen ETFs in diesen volatilen Zeiten auch als taktisches Instrument schätzen. Das kurzfristige Taktieren ist längst kein Privileg von ausgefuchsten Tradern mehr. Mittlerweile zählt das flexible Ein- und Aussteigen aus den Märkten mithilfe von ETFs zum Standardrepertoire cleverer Investoren.
Doch wer die Berichterstattung zu ETFs in den Medien verfolgt, muss zu der Überzeugung gelangen, dass es nur zwei Sichtweisen auf diese Anlageprodukte gibt: Für die einen sind sie der Stein der Weisen, die eine günstige und transparente Geldanlage in einen breit gestreuten Korb aus Aktien oder Anleihen ermöglichen. Für die anderen sind sie Teufelszeug, das Risiken für Anleger und die Finanzmärkte bedeutet.
Kein blindes Vertrauen
Tatsächlich aber liegt die Wahrheit, wie so oft, dazwischen. So eignen sich ETFs sehr wohl hervorragend, um ein Portfolio, das zu den individuellen Anlagezielen und zur individuellen Risikoneigung eines Anlegers passt, aufzubauen. Dabei aber blind auf die nächstbesten ETFs zu setzen, wäre auch falsch.
Denn so gut und sinnvoll ETFs auf Grund der niedrigen Kosten, der Transparenz und der hohen Flexibilität sind, so sollten Privatanleger nicht vergessen, dass auch bei ETFs Grundkenntnisse eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Geldanlage sind. Dazu gehört, dass Anleger auch hier erst einmal die zu ihnen passende Asset Allocation, also die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen, festlegen müssen.
Vorsicht vor Spekulationsblasen
Auch die Wahl eines passenden Index kann mit Fallstricken verbunden sein. Beispiel Renten-ETFs: Traditionelle Anleiheindizes sind nach Marktkapitalisierung aufgebaut. Das heißt, dort sind jene Staaten und Unternehmen am stärksten gewichtet, die die höchsten ausstehenden Schulden haben. Eine Folge davon ist, dass auf diese Weise mehr Geld stärker konzentriert in weniger Positionen fließt, was dann wiederum die Bildung von Spekulationsblasen fördert.
Dazu kommt das Umfeld steigender Zinsen. Dieses kann zu vermehrten Zahlungsausfällen gerade bei Schuldnern schlechterer Bonität führen. Etwas, was Anleger bei der Wahl eines Anleihe-ETFs ebenfalls berücksichtigen sollten. Zudem führen steigende Zinsen zu höheren Anleiherenditen und damit zu Kursverlusten. Diese fallen bei Titeln mit langen Laufzeiten aber stärker aus als bei Rentenpapieren mit kürzeren Fälligkeiten. Es kann deshalb Sinn machen, in einer solchen Marktphase in Anleihe-ETFs zu gehen, die Emittenten mit guter Bonität und kürzerer Duration oder Titel mit variabler Verzinsung abbilden.
Professionals können bei der ETF-Wahl helfen
Aber auch auf der Aktienseite gilt es genau hinzusehen. Die einschlägigen Indizes sind ebenfalls nach Marktkapitalisierung aufgebaut. Das heißt, jene Aktien mit dem höchsten Marktwert haben das höchste Gewicht. Das hat Nachteile: In den vergangenen Jahren ist beispielsweise der Anteil von Technologieaktien auf Grund der sehr guten Kursentwicklung in vielen Indizes deutlich gestiegen. Kommt es in diesem Sektor zu einer Korrektur, können diese ETFs stark unter die Räder kommen und Anlegern, die nur auf diese Indizes setzen, herbe Verluste zufügen.
Das sind Beispiele, die verdeutlichen, dass ETF-Investments weder eine Wunderwaffe noch Selbstläufer sind. Die beschriebenen Risiken liegen jedoch nicht im Investment-Vehikel „ETF“ begründet, sondern in der dementsprechend gewählten Basis der Investition. Wer hier Fehler, die zu unnötigen Verlusten führen, vermeiden möchte, sollte sich an professionelle Finanzplaner wenden. Sie verfügen über hervorragende Kenntnisse in allen Bereichen des Kapitalmarktes und können mit Hilfe entsprechender Tools geeignete ETFs heraussuchen und Anlegern dabei helfen, bei Bedarf das Portfolio an die jeweilige Marktsituation anzupassen. Nur so können Anleger tatsächlich von den unbestreitbaren Vorteilen, die diese Anlagevehikel bieten, profitieren.