Dass Frauen weniger verdienen als Männer, ist weithin bekannt. Wie hoch diese Differenz im Durchschnitt ist, das verdeutlicht der Gender Pay Gap. Laut der Europäischen Kommission beträgt er in der Europäischen Union rund 13 Prozent, hierzulande liegt die Gehaltslücke, wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Equal Pay Day im vergangenen Jahr berechnete, im Durchschnitt pro Stunde sogar bei 18 Prozent. Einige Gründe dafür liegen auf der Hand: So sinken bei Frauen durch Elternzeit und Kindererziehung die Lebensarbeitszeit und die Karrierechancen. Und aufgrund dieser beruflichen Einschränkungen sind sie gegenüber ihren männlichen Geschlechtsgenossen finanziell benachteiligt.
Die Folge ist, dass Frauen hierzulande ein Viertel weniger aus der gesetzlichen Rente bekommen als Männer und jede fünfte Frau armutsgefährdet ist. Verschärft wird das Problem dadurch, dass Frauen eine im Schnitt um fünf Jahre höhere Lebenserwartung haben und häufig die Pflege des Ehemanns übernehmen. Dazu kommen die Unwägbarkeiten des Lebens. So sind Trennungen – gerade auch wenn die Kinder aus dem Haus sind – längst keine Ausnahme. Das heißt, sich in Bezug auf die finanzielle Vorsorge für das Alter allein auf den Ehepartner zu verlassen, ist auf keinen Fall ratsam.
Stattdessen ist es für Frauen entscheidend, finanziell unabhängig zu werden und sich frühzeitig mit der Altersvorsorge und der eigenen Absicherung zu beschäftigen. Ab dem Alter von etwa 20 Jahren entfällt das Privileg der Familienmitversicherung und spätestens jetzt müssen Frauen selbst für die Absicherung der eigenen Person sorgen, zum Beispiel durch den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Und es empfiehlt sich, Einnahmen und Ausgaben gegenüberzustellen, den Vermögensstatus zu analysieren und eine Liquiditätsreserve anzulegen. Dazu kommt die Einrichtung eines eigenen Kontos – ein wichtiger Baustein, damit Frauen stets die Hoheit über ihr Geld behalten.
Langen Anlagehorizont nutzen
Auch sollten Frauen bereits jetzt an den privaten Vermögensaufbau denken. Denn je länger die Anlagedauer, desto besser. Wer im Alter von 20 Jahren mit dem Investieren beginnt, hat im Idealfall 47 Jahre bis zum Ruhestand. Wer monatlich nur 25 Euro in einen Sparplan auf einen Exchange Traded Fund (ETF), der die Entwicklung eines breit gestreuten Aktienindex abbildet, investiert, kann über diesen Zeitraum bei einer angenommenen jährlichen Rendite von fünf Prozent am Ende die Summe von 55.000 Euro erwirtschaften. Abzüglich der eingezahlten Beträge ist das ein Ertrag von knapp 41.000 Euro. Dabei ist ein großer Vorteil des Sparplans, dass er sehr flexibel ist. Er lässt sich aussetzen oder reduzieren, wenn das Geld knapp ist, oder aufstocken, wenn mehr Geld zur Verfügung steht.
Doch auch in den darauffolgenden Lebensphasen, in die womöglich der Start der Karriere, die Gründung einer Familie oder der Erwerb einer Immobilie fällt, sollten Frauen weiter bei ihren Finanzen am Ball bleiben. Dann sollte der Vermögensstatus aktualisiert werden und die Absicherung an eine eventuell veränderte Lebenssituation angepasst werden. Zudem können nun Gehaltserhöhungen dazu genutzt werden, mehr zu investieren. Wer seine Sparrate in dem oben genannten Beispiel im Alter von 45 Jahren von 25 auf 200 Euro bis zum Renteneintritt erhöht, der kommt am Ende unter sonst gleichen Bedingungen auf einen Ertrag von rund 77.600 Euro und eine Endsumme von fast 138.000 Euro.
Finanzplanung ist Lebensplanung
Geht es schließlich auf das Rentenalter zu, dann gilt es nochmals zu überprüfen, wie viel Geld während des Ruhestands aus der gesetzlichen, der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge monatlich zur Verfügung steht. Als Faustformel gilt, dass 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens im Alter für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand eingeplant werden sollten. Reicht das Gesparte dafür nicht, kann auch in dieser späten Lebensphase die monatliche Sparrate nochmals angepasst werden. Das alles ist nicht einfach und kann in turbulenten Zeiten schnell in den Hintergrund geraten. Zudem erfordert der gezielte Vermögensaufbau Disziplin, um nicht zwischenzeitlich auf das Angesparte zuzugreifen.
Deshalb kann es sinnvoll sein, sich dem Thema mit einem durchdachten und professionell erstellten Finanzplan zu nähern. Dieser beinhaltet nicht nur die Geldanlage, sondern eine ganzheitliche Sichtweise auf alle Themen wie Vermögensaufbau, Absicherung, Ruhestandsplanung, steuerliche Aspekte und die Vermögensübertragung an die nächste Generation. Dies ist zwar für jeden wichtig, für Frauen aber aufgrund des erhöhten Armutsrisikos ganz besonders. Sie müssen zudem darauf achten, nicht in finanzielle Abhängigkeit von einem Partner zu geraten, sondern selbst stets die Hoheit über ihre Finanzen zu haben. Auch wenn die Rentenlücke bei Frauen größer ist, es ist keineswegs unmöglich, sie zu schließen. Damit sich am Ende auch nicht die Frage stellt, für wie viel Leben das Geld reicht.