Themenorientiert zu investieren ist seit einigen Jahren en vogue. Laut dem Fondsanalysehaus Morningstar hat sich das weltweit in diesen Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs) verwaltete Vermögen zwischen 2018 und Ende 2021 von 255 Milliarden auf 806 Milliarden US-Dollar fast verdreifacht. Allein 2021 wurden laut Morningstar weltweit 589 themenbasierte Finanzprodukte aufgelegt. Im Jahr zuvor waren es gerade Mal 271 – und das war der bisherige Höchststand. Dass Themenfonds und -ETFs so viel Anklang finden, ist dabei gar nicht überraschend. Denn die hinter erneuerbaren Energien, bestimmten Technologien oder der Elektromobilität stehenden Wachstumsstories lassen sich in aller Regel recht gut verkaufen.
Beispiel erneuerbare Energien. Hier hat die Europäische Union das Ziel ausgegeben, bis 2050 klimaneutral zu sein. Das wird nur mit einem massiven Ausbau von Solarenergie, Windkraft oder anderen alternativen Energiequellen möglich sein. Dazu kommt nun der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der die Themen Energiesicherheit und -unabhängigkeit in den Fokus der Politik und der Menschen rückt. Deshalb ist davon auszugehen, dass die in diesen Bereich getätigten Investitionen sogar noch verstärkt werden. Und davon dürften Betreiber von Wind- oder Solarparks, deren Zulieferer oder auch Unternehmen aus dem Bereich der Energiespeicherung profitieren, überdurchschnittlich wachsen. Eine sehr überzeugende und eingängige Story.
Anleger springen auf einen fahrenden Zug
Zudem ist bei themenbasierten Investments noch ein Argument häufig zu hören: Alle großen Unternehmen sind heute weltweit und zum Teil sogar in verschiedenen Branchen tätig. Dieser komplexeren Welt wird die alte Unterscheidung nach Regionen, Ländern und Branchen nicht mehr gerecht. Etwas, was die Themenorientierung, so die Idee, besser auffangen kann. Dazu kam auch, dass sich Themenfonds laut den Daten von Morningstar gerade im Jahr 2020 recht gut entwickelten. So gut dies alles aber auch klingen mag, Anleger, die dort investieren wollen, sollten sich auch einiger anderer Aspekte von Themeninvestments bewusst sein.
Zum Beispiel gilt es zu berücksichtigen, dass solche Themen über Finanzprodukte der breiten Anlegermasse meist erst dann zugänglich gemacht werden, wenn der Trend schon einige Zeit gelaufen ist. Anleger springen also quasi auf einen fahrenden Zug auf. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass viele dieser Themen, wie zuletzt auch Technologie, sehr hohe Kursschwankungen aufweisen können. Sie können sich zwar einige Zeit sehr gut entwickeln, kommen aber Zweifel an dem Trend auf oder verschlechtert sich das allgemeine Umfeld, dann kann es zu sehr heftigen Kurseinbrüchen mit Verlusten von 20 oder 30 Prozent und mehr kommen.
Viele Schließung von Themenfonds und -ETFs
Im schlimmsten Fall ziehen viele Anleger ihr Geld aus einem solchen Fonds ab und er muss dann geschlossen werden. Das ist gar nicht so selten. In den zehn Jahren bis Ende 2021 wurden in den USA laut Morningstar fast 60 Prozent der amerikanischen Themenprodukte vom Markt genommen. Dazu kommt, wie die Fondsanalysten weiter feststellen, dass die Auflage von Themenfonds in Zyklen verläuft. Dabei werden offenbar immer dann besonders viele themenorientierte Produkte auf den Markt gebracht, wenn es am amerikanischen Aktienmarkt besonders gut läuft. Mit anderen Worten: Sie sind ein Phänomen des Bullenmarktes in den USA.
Da themenorientierte Fonds und ETFs laut den Daten von Morningstar auf lange Sicht außerdem nicht besser abschneiden als der Gesamtmarkt, gibt es kaum ein überzeugendes Argument für deren maßgebliche Gewichtung in einem langfristig ausgerichteten Portfolio. Dennoch mag es aus Sicht mancher Anleger reizvoll sein, strukturelle Themen wie erneuerbare Energien oder die Digitalisierung in ihrem Portfolio stärker zu allokieren. Wer das möchte, sollte dies aber immer nur als kleine Beimischung tun. Themeninvestments kommen also erst dann in Frage, wenn man bereits über ein gut diversifiziertes und den individuellen Anforderungen entsprechendes Basisportfolio verfügt.
Themenfonds: Keine Alternative für den langfristigen Vermögensaufbau
Ferner gilt es darauf zu achten, nicht kurzfristigen Modetrends zu unterliegen, sondern sich Entwicklungen zu suchen, die eine wirkliche strukturelle Veränderung bewirken. Außerdem dürfen solche Trends auch nicht zu eng gefasst sein. Wenn es nur wenige Titel in einem Bereich gibt, ist die Gefahr hoher Kursschwankungen und von Verlusten besonders groß. Und auch eine ausreichende Diversifikation ist dann nicht mehr möglich. Themenfonds klingen also nach einer reizvollen und in der Regel überzeugenden Anlageidee. Eine breit diversifizierte Geldanlage als Basis für den langfristigen Vermögensaufbau lässt sich damit aber nicht ersetzen.