Für Frauen und Männer ab 50 Jahren aufwärts rückt der Ruhestand zeitlich in greifbare Nähe. Oder er ist bereits eingetreten. Doch die meisten haben sich in Sachen Finanzplanung noch gar nicht auf den neuen Lebensabschnitt eingestellt.
Die Kinder sind oft schon volljährig, das Haus fast abbezahlt und damit die vermeintlich größten finanziellen Sorgen vorbei. Die Rede ist von der Bevölkerungsgruppe hierzulande, die älter als 50 Jahre ist. Im Volksmund werden sie gern als Generation Silberlocke bezeichnet, andere Titel sind Best oder Silver Ager oder einfach nur 50plus.
Fest steht: Ab diesem Alter beginnt sehr häufig ein neuer Abschnitt in der Biografie. Doch richtig „alt“ fühlen sich wohl die wenigsten. Die Lebensausrichtung dieser Generation ist dabei so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Während einige bereits die Freiheit des Vorruhestands oder der Rente genießen, ernten andere in dieser Phase noch die Früchte ihrer beruflichen Karriere.
Was viele dabei übersehen: Gerade in den letzten Berufsjahren kann man für die Rente ein hübsches Sümmchen zusammensparen. Denn in der Lebensphase 50 bis 65 ist das Einkommen häufig auf einem Topniveau, die Sparraten können dementsprechend hoch sein. Damit lässt sich einiges erreichen: Wer beispielsweise in der Lage ist, 15 Jahre lang jedes Jahr 5.000 Euro wegzulegen, hat bei einer unterstellten Rendite von drei Prozent per annum am Ende einen Kapitalstock von fast 100.000 Euro geschaffen.
Doch leider vernachlässigen viele Menschen ab 50 Jahre, die Finanzplanung an das fortgeschrittene Alter und die veränderten Bedürfnisse und Wünsche anzupassen. Das aber ist fahrlässig: Finanzplanung ist schließlich Lebensplanung. Das heißt, speziell für diese Zielgruppe geht es darum, die Weichen zu stellen, um den erreichten Lebensstandard in der Ruhestandsphase aufrechtzuerhalten und eventuell vorhandene Versorgungslücken zu schließen.
Auch das Entsparen will gelernt sein
In der Praxis bedeutet das: Während jüngere Menschen oft zu Recht nur einen groben Plan für die Altersvorsorge haben, ist ab 50 ein konkreter Kostenplan sinnvoll. Denn die persönliche finanzielle Situation lässt sich nun viel konkreter einschätzen, als beispielsweise mit Anfang 30. Das bedeutet, statt der Konzentration auf den Vermögensaufbau gilt es nun, Strategien zu entwickeln, wie im Alter mit dem aufgebauten Vermögen optimal umgegangen wird. Das Entsparen will und muss genauso professionell geplant sein wie der Ansparvorgang.
Dabei besteht jedoch die Gefahr, Fehler zu machen: Viele Ältere achten beispielsweise zu wenig auf die Verfügbarkeiten des Geldes. Wenn der Anleger etwa in der Phase des Vermögensaufbaus einen Großteil in Immobilien oder langfristige Beteiligungen steckt, kann er im Ernstfall im Alter nicht schnell genug verkaufen.
Altersvorsorge geht weiter
Ein weiterer häufiger Irrtum: Die Altersvorsorge hört mit dem Renteneintritt auf, das Ersparte fürs Alter wird als Gesamtsumme betrachtet. Doch das angesparte Vermögen muss nicht ab einem gewissen Alter vollständig verfügbar sein. Wichtiger ist es, das Geld nach seiner Verfügbarkeit zu klassifizieren und sukzessive über den Ruhestand hinweg zu verzehren.
Aber nicht nur die genaue Vermögensstrukturierung beschäftigt die Best Ager. In der Lebensphase ab 50 Jahren fangen viele auch damit an, sich mit ihrer Nachlassregelung zu beschäftigen. Themen wie Erbschaft, Pflege oder Vorsorgevollmacht rücken zunehmend in den Mittelpunkt. Die Finanzplanung muss entsprechend darauf eingehen.
Bedarfsgerechte Beratung statt Produktverkauf
Wichtig dabei: Die Zielgruppe 50plus erwartet für den Lebensabschnitt des Ruhestandes eine bedarfsgerechte Beratung und keinen Verkauf von Produktlösungen. Das Beratungskonzept muss an die Lebensphase und die Ziele und Wünsche dieser erfahrenen Zielgruppe angepasst werden.
Ein wesentlicher Aspekt der individuellen Finanzplanung ist auch das Durchspielen möglicher Risikoszenarien und deren Auswirkungen auf die Vermögenssituation. Zum Beispiel werden inflationäre Entwicklungen oder finanzielle Aufwendungen bei einer möglichen Pflegebedürftigkeit simuliert. Dabei gilt es stets, die individuellen Ziele und Wünsche in Einklang mit den Gegebenheiten zu bringen. Wie auch immer die Finanzplanung im Einzelnen dann aussieht: Es macht Sinn, sein Vermögen rechtzeitig so zu strukturieren, dass man im Alter etwas davon hat.