Dass die Gesundheitskosten steigen, ist bekannt. Im Jahr 2005 zum Beispiel betrugen sie laut dem Statistischen Bundesamt noch weniger als 250 Milliarden Euro. Im Jahr 2017 waren es bereits 376 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 11,5 Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts oder 4.544 Euro pro Einwohner. Entsprechend steigen die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und damit die Beiträge zur GKV immer weiter an. Nach einer aktuellen Berechnung der Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) könnten sie sogar von derzeit 15,6 Prozent bis zum Jahr 2060 auf knapp 25 Prozent im Durchschnitt nach oben gehen.
Für manch einen mag dies ein Grund sein, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob nicht der Wechsel in eine private Krankenversicherung (PKV) besser ist, was ab einem Bruttojahreseinkommen von derzeit 60.750 Euro möglich ist. Schließlich hängt die Höhe des Beitrags in der GKV vom Einkommen ab. Das heißt, je höher das Einkommen, desto höher die zu zahlenden Prämien. Bei der PKV ist das anders: Dort kommt es auf das Alter und die Gesundheit des Versicherten an, weshalb gerade jüngere Versicherte weniger zahlen.
Zudem locken private Krankenkassen damit, Beiträge zurückzuerstatten, wenn ein Versicherter in einem Beitragsjahr keine Leistungen in Anspruch genommen hat. Außerdem sind die Versicherten flexibler. Sie können den Tarif selbst auswählen und einen entsprechenden Selbstbehalt vereinbaren. Damit verzichten sie zwar auf Leistungen, können aber ihren monatlichen Beitrag drücken. Etwas, was beispielsweise für Selbständige interessant sein kann, da sie den Arbeitgeberanteil selbst übernehmen müssen. Dazu kommen die weithin bekannten Vorteile, wie kürzere Wartezeiten bei Fachärzten, Behandlung durch den Chefarzt oder medizinische Versorgung auf höchstem Niveau.
Wechsel zurück in die GKV ist kaum möglich
Doch bevor jemand diesen Schritt geht, gilt es einige Dinge zu berücksichtigen. Denn ein Wechsel zurück in die GKV ist nicht ohne weiteres möglich. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen sind zudem bei der GKV beitragsfrei mitversichert. Gerade wenn jemand jung ist und erst noch eine Familie gründen will, muss der Schritt in die PKV deshalb gut überlegt sein. Denn dort braucht jedes Familienmitglied, also auch jedes Kind, eine eigene Versicherung. Zwar gibt es Familienversicherungen, dennoch kann es mit einer Familie, die mitversichert werden muss, sehr viel teurer werden als in der gesetzlichen Kasse.
Zudem können die Kosten im Alter stark steigen, da die Beiträge eben vom Alter und der Gesundheit abhängen. Dazu kommt ein Faktor, der alle Krankenkassen, egal ob privat oder gesetzlich, betrifft: das aktuell niedrige Zinsniveau. Das nämlich bedeutet, dass die Altersrückstellungen weniger Ertrag abwerfen. „Sollten die Zinsen in den kommenden Jahrzehnten auf ihrem aktuell niedrigen Niveau verharren, erhöht sich der PKV-Durchschnittsbeitrag nach den Berechnungen der DAV inflationsbereinigt bis zum Jahr 2060 um den Faktor 2,7“, stellte die Deutsche Aktuarvereinigung jüngst fest. Auch die PKV schützt nicht vor steigenden Beiträgen.
Problem Altersrückstellungen
Zu bedenken gilt es auch, dass der Wechsel zwischen den gesetzlichen Krankenkassen im Prinzip möglich ist, bei den privaten Kassen ist das dagegen nicht so einfach der Fall. Wer zurück in die GKV will, dem gehen die Altersrückstellungen vollständig verloren. Und wer von einer PKV in die andere wechselt, muss auf seine Rückstellungen zumindest erhebliche Abschläge hinnehmen. Dazu kommt der Gedanke der Solidargemeinschaft, der der Grundsatz der GKV ist. Das heißt, dort übernehmen die finanziell Starken zum Teil die Lasten der Schwächeren. Wer die GKV verlässt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er aus dieser Solidargemeinschaft ausscheidet.
Dies sind nur einige wenige Punkte, die es bei der Entscheidung zwischen PKV und GKV zu berücksichtigen gilt. Wer mit Wechselgedanken spielt, sollte deshalb zunächst die Vor- und Nachteile gegenüberstellen und individuell abzuwägen. Wichtige Faktoren sind dabei zum Beispiel das persönliche Vermögen sowie die Höhe und die Sicherheit des Einkommens. Auch stellt sich die Frage, ob ein solcher Wechsel zur persönlichen Lebens- und Finanzplanung passt.
Doch vor allem müssen Wechselwillige auch die Angebote umfassend und sehr genau vergleichen. Aufgrund der oftmals sehr unterschiedlichen Ausgestaltung der Tarife ist das für jemanden, der sich nicht laufend mit dieser Materie beschäftigt, kaum möglich. Das gilt umso mehr, da neben den reinen Kosten und Leistungen auch geprüft werden muss, ob eine PKV wirklich finanziell gesund ist und wie sich die Beiträge in den vorangegangenen Jahren entwickelt haben. Aus diesem Grund lohnt sich hier die Beratung durch einen Experten. Denn eine falsche und nicht ausreichend durchdachte Entscheidung kann unter dem Strich sehr viel Geld kosten.