Es ist kein Geheimnis. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank setzt nicht nur Sparer und Anleger, sondern zunehmend auch Versicherungsunternehmen unter Druck. Denn die niedrigen Zinsen zwingen die Konzerne dazu, Geld in teilweise riskantere Anlageklassen anzulegen, um ihre Verpflichtungen erfüllen zu können.
Einer Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman zufolge wird vor allem für klassisch geprägte Lebensversicherer die Kapitalanlage in sichere Anlageklassen immer schwieriger. Die wirtschaftliche Stabilität des Versicherers könnte durch eine falsche Anlage entsprechend leiden. Denn nicht jeder verfügt über die notwendige Finanzstärke und eine solide Risikotragfähigkeit. Eventuell droht sogar die Insolvenz. Auch ein sogenannter Run-Off ist denkbar. Dabei werden die Bestände an spezielle Abwicklungsplattformen verkauft. Im schlimmsten Fall müssen die Versicherten hinnehmen, dass die vereinbarten Garantien gekürzt werden.
Verschärft werden könnte die Problematik durch fallende Kapitalmärkte, plötzliche Zinsschocks und nicht zuletzt durch verschärfte regulatorische Vorgaben für Versicherer. Und auch die Corona-Pandemie hat zuletzt Spuren hinterlassen. Die Experten von Oliver Wyman prognostizierten auch deshalb schwere Zeiten für die Versicherungsbranche und erwarten gleichzeitig eine Konsolidierung im Markt, etwa durch Übernahmen oder Verkauf.
Sehr lange Vertragsbeziehung erfordert Kontrolle
Für Sparer und Anleger ist der Aspekt der wirtschaftlichen Stabilität von großer Bedeutung, schließlich gehen sie mit dem Abschluss eines Versicherungsvertrages eine sehr lange Vertragsbeziehung ein. Umso wichtiger ist es, nicht nur die Qualität und die Konditionen der Versicherung genau unter die Lupe zu nehmen, sondern auch die Finanzstärke und die Risikotragfähigkeit des Versicherungsunternehmens zu prüfen.
Wichtige Anhaltspunkte können hier spezielle Ratings liefern, etwa die des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). Diese transparenten und nachvollziehbaren Bewertungen geben den Versicherungskunden eine Orientierung mit Blick auf die Stabilität des Anbieters. Aus den Daten können Anleger und Berater dann einige Prognosen ablesen, etwa wie es um die wirtschaftliche Qualität der Unternehmen steht. Auch Zahlen zu Ertragsquellen und Gewinnbeteiligungen geben nützliche Hinweise und Einblicke.
Das Unternehmensrating des IVFP beurteilt beispielsweise die Unternehmensqualität und stellt die Stärken und Schwächen des jeweiligen Versicherungsunternehmens dar. Dabei werden hauptsächlich Werte untersucht, die sich aus den Zahlenwerken der Lebensversicherungsunternehmen respektive dessen Einbettung in eine Unternehmensgruppe (Konzernbericht) und aus öffentlich zugänglichen Quellen (Geschäftsbericht, BaFin-Berichte) herauslesen lassen.
Solvenzquote als wichtige Kennzahl
Ein nützlicher Maßstab, der signalisiert, ob ein Versicherer seinen Verpflichtungen gegenüber den Kunden auch in Extremsituationen nachkommen kann, ist die sogenannte Solvenzquote. Diese gibt das Verhältnis von vorhandenen zu erforderlichen Eigenmitteln an. Versicherer müssen diese Kennzahl dauerhaft über 100 Prozent halten.
Was also tun? Damit es kein böses Erwachen gibt und die für die Altersvorsorge fest eingeplanten Versicherungserträge nicht gekürzt oder womöglich ganz gestrichen werden, sollte sich jeder mit der wirtschaftlichen Stabilität seiner Versicherung auseinandersetzen. Professionelle Finanzplaner bieten dabei wichtige Unterstützung und geben Auskunft darüber, wie man sich und seine Familie richtig absichern kann und welche Produkte welche Vorteile bieten.