Eigentlich könnte und sollte die betriebliche Altersvorsorge, kurz bAV, eine effiziente und kostengünstige Lösung zur Schließung der individuellen Vorsorgelücke sein. Eigentlich…
Jahre – wenn nicht sogar jahrzehntelang – lag der Fokus der Rentenpolitik hierzulande auf der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge. Häufig in Vergessenheit geriet und gerät dabei das dritte Element der Vorsorge: die betriebliche Rente. Zwar zahlten Ende 2017 mehr als 20 Millionen Versicherte in die bAV ein, so die jüngste Erhebung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Gegenüber der vorherigen Studie zwei Jahre zuvor bedeutet dies jedoch lediglich einen Zuwachs von gerade mal 2,8 Prozent. Angesichts der enormen Vorzüge der bAV eine enttäuschende Entwicklung.
Daran dürfte sich in den nächsten Jahren kaum etwas ändern, trotz des Anfang 2018 zusätzlich in Kraft getretenen Betriebsrentenstärkungsgesetzes, das genau diese schwache Entwicklung brechen sollte. Doch es darf bezweifelt werden, dass die Reform der bAV die dritte Säule der Altersvorsorge hierzulande wirklich in Schwung bringt.
Das ist sehr schade, denn meiner Meinung nach sollte die bAV wieder eine wichtigere Rolle spielen. Schließlich bietet sie jede Menge Vorteile: Dazu zählt neben der Beitragszahlung aus dem Bruttolohn, hohen Rabatten durch Gruppenverträge und den möglichen hohen Arbeitgeberzuschüssen vor allem auch die Flexibilität der Verträge.
bAV kann Rentenlücke minimieren
Und auch der Bedarf ist eigentlich da: Aktuell deckt die gesetzliche Standardrente netto etwa 48 Prozent des Durchschnittseinkommens ab – Tendenz fallend. Je weiter das Renteneintrittsalter in der Zukunft liegt, desto größer ist die zu erwartende Rentenlücke, also die Differenz zwischen dem letzten Nettoeinkommen und der gesetzlichen Rente.
Dass trotzdem immer noch viel zu wenige Arbeitnehmer eine bAV abgeschlossen haben, hat mehrere Gründe: Viele Leute, insbesondere aus den unteren Einkommensgruppen, haben schlicht nichts übrig, was sie zusätzlich ansparen können. Außerdem schreckt die Komplexität der bAV viele ab.
Man muss es leider so sagen: In der jetzigen Form ist die bAV nicht attraktiv. Der Gesetzgeber muss die bAV deutlich vereinfachen, damit viele Menschen auf eine leichte Art und Weise daran partizipieren können. Nicht nur bei den unterschiedlichen Durchführungswegen müssen Arbeitnehmer wichtige Details beachten, sondern etwa auch bei der Besteuerung der Vorsorgeaufwendungen in der Sparphase sowie bei der vor- oder nachgelagerten Besteuerung in der Rentenphase.
Sehr durchwachsene Bilanz
Hinzu kommt generell der schlechte Ruf der bAV: Sie wird als versicherungslastig empfunden – was ja auch meistens der Fall ist. Das macht die Menschen misstrauisch, weil sie seit Jahrzehnten durch schlechte Verträge und mehrfaches Umdecken in schlechtere Konditionen geschädigt wurden. Weil es sich in vielen Fällen um eine mit Investmentfonds unterlegte Kapitalanlage handelt, fordert der FPSB Deutschland, dass nur diejenigen dazu beraten dürfen, die Fachkenntnisse und eine Erlaubnis haben.
Nicht zuletzt sind die Anlageergebnisse vieler bAV-Angebote und Pensionskassen permanent unterdurchschnittlich und werden durch hohe Kosten weiter geschmälert. Auch die Beitragsgarantie macht die bAV unattraktiv. Dadurch bleiben bei den fondsgebundenen Varianten nur geringe Erträge übrig.
Das zeigt auch eine Studie der Frankfurt School of Finance & Management. Demnach sind Garantien in der Altersvorsorge teuer, oft schwer verständlich und bringen Anlegern keinen Nutzen. Laut der Studie verringern sich die Renditechancen der Kapitalanlage aufgrund der hohen Kosten durch die über die Laufzeit fest zugesagten Garantien.
Gestaltungsmöglichkeiten jetzt nutzen
Klar ist: Der Ausbau der privaten, aber auch der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ist unumgänglich. Da das Thema jedoch sehr kompliziert ist, ist professionelle Beratung sinnvoll und empfehlenswert. Denn die Gestaltungsmöglichkeiten sind groß. Professionelle Finanzplaner können bei dem Thema bAV helfen. Die Professionals sind aufgrund ihres umfangreichen Wissens in der Lage, in allen Fragen der bAV sicher und professionell zu beraten, ob es um die Entgeltumwandlung geht, die verschiedenen Durchführungswege oder konkrete Produkte. Sie helfen, die persönliche Situation zu analysieren und die Möglichkeiten der angebotenen bAV-Durchführungswege zu vergleichen sowie die Sinnhaftigkeit für den Einzelnen zu beurteilen.