Rund 227.000 deutsche Mittelständler suchen laut einer aktuellen Untersuchung der KfW bis Ende 2020 einen Nachfolger. Doch fast die Hälfte der Senior-Unternehmer, stellt der DIHK-Report, haben derzeit noch keinen passenden Junior-Chef in Sicht. Ohne eine geklärte Nachfolgeregelung aber ist der Fortbestand des Unternehmens in Gefahr. Deshalb haben der FPSB Deutschland und der FAZ-Fachverlag Frankfurt Business Media unter dem Motto „Estate Planning für Unternehmer – Finanzplanung frühzeitig zu Ende gedacht“ am 16. Mai eine Informationsveranstaltung in Frankfurt durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass die eingangs skizzierten Schwierigkeiten keine Ausnahme sind.
Wie Thilo Frommlet, Geschäftsführer der GEFRO KG, dort klar machte, hat er die Stolpersteine einer fehlenden Nachfolgeplanung, des Estate-Planning, am eigenen Leib erfahren. So habe es Familienstreitigkeiten beim Übergang von der ersten auf die zweite Generation gegeben, die fast den Ruin des Unternehmens bedeutet hätten. Beim Übergang von der zweiten auf die dritte Generation seien es Schwierigkeiten auf Grund eines fehlenden Ehevertrags gewesen. Und schließlich, erzählte er weiter, habe ihm der frühzeitige Tod seines Bruders durch einen Motorradunfall besonders deutlich vor Augen geführt, wie wichtig und notwendig eine Notfallplanung mit entsprechenden juristisch einwandfreien Regelungen sei, um den Fortbestand seines Unternehmens im Interesse aller Kunden, Mitarbeiter, der gesamten Familie und Partner zu gewährleisten.
Unternehmen durch eine Familienstiftung dauerhaft sichern
Deshalb hat er, obwohl er erst 48 Jahre alt war, schon jetzt die notwendigen Schritte eingeleitet, um den Fortbestand seines Unternehmens nachhaltig zu sichern. Er hat dafür die GEFRO Familienstiftung ins Leben gerufen, die die Mehrheit der Stimmrechte an seinem Unternehmen hält, wobei es sich derzeit dennoch in großen Teilen nach wie vor im Familienbesitz befindet. Damit wird die Steuerung des Unternehmens unwiderruflich und unabhängig von den jeweiligen Anteilseigentümern bei der Gefro Stiftung liegen.
Dass Thilo Frommlet damit keineswegs zu früh dran ist, bestätigt der Vortrag des zertifizierten Estate Planners (CFEP®) Ralf Niederdränk. Demnach seien genau die von Frommlet geschilderten Ereignisse die üblichen Stolpersteine bei einer Unternehmensübergabe und einige der wesentlichen Gründe, warum eine frühzeitige Planung so wichtig sei. Unternehmern, die nicht handeln, kann dies viel Geld kosten und im schlimmsten Fall den Bestand der eigenen Firma gefährden. Entscheidend seien bei der Nachfolgeplanung zwei Dinge: Ein Unternehmer darf dieses Thema nie aus nur einem Blickwinkel betrachten, sondern müsse ganzheitlich herangehen. Und ein Firmeninhaber muss sich frühzeitig damit befassen.
Ebenfalls zum Thema Estate Planning gehört, wie der dritte Redner, Dr. Wolfram Theiss, Rechtsanwalt und Partner bei Noerr LLP, bei der Veranstaltung klar machte, aber auch die Notwendigkeit der Einrichtung eines Notfallkoffers für Unternehmer und die Kenntnisse der Grundlagen des Erbschaftssteuerrechts. Dass ein Firmeninhaber diesen komplexen Prozess nicht allein steuern kann, ist allerdings auch klar, da ihm in der Regel dafür die Zeit, wie auch die Kenntnisse in manchen dieser Bereiche fehlen dürften. Eine Lösung ist deshalb, einen Estate Planner dafür einzusetzen.
Professionelle Beratung ist „jeden Cent wert“
Das lohnt sich nach Ansicht von Ralf Niederdränk vor allem dann, wenn drei Kriterien gegeben sind: So ist die Komplexität der Beratung wichtiger als die Unternehmensgröße, also wenn zum Beispiel Auslandsliegenschaften oder mehrere Erben vorhanden sind. Und es muss die Bereitschaft da sein, eine hochqualifizierte Dienstleistung zu bezahlen und das Projekt anzugehen, zu delegieren und bis zum Ende durchzuführen. Unternehmer Thilo Frommlet bereut genau diesen Schritt, auch wenn der Prozess insgesamt zwei Jahre dauerte und nicht günstig war, nicht.
Denn mit der Errichtung der Familienstiftung ist es ihm gelungen, das Bestehen seines Unternehmens dauerhaft zu sichern – egal ob er und seine Familie plötzlich sterben sollten und unabhängig davon, ob seine Tochter eines Tages die operativen Geschäfte der Firma übernehmen wird oder nicht. Für ihn war das, wie er sagt, jeden Cent wert. Denn letztlich seien die Beratungskosten dann doch gering gewesen. Schließlich stehe dem gegenüber, dass jeder Fehler bei der Nachfolgeregelung später Millionen kosten könne. Aus diesem Grund sollten Unternehmer besser heute als morgen handeln – um die Handlungsfähigkeit des eigenen Unternehmens unter allen Umständen zu gewährleisten und den Bestand der Firma dauerhaft zu sichern.