Es gibt Anleger, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf laufende Einnahmenströme aus ihrer Geldanlage angewiesen sind. Sei es, weil sie ein Zusatzeinkommen zu ihren Altersbezügen benötigen, oder um damit etwas zu finanzieren, die Ausbildung der eigenen Kinder oder die Tilgung einer Immobilie. Die gute Nachricht: Nach dem Ende der Nullzinsära und den aggressiven Zinserhöhungen durch die Notenbanken zwischen den Jahren 2022 und 2024 gibt es wieder eine ganze Reihe von Möglichkeiten, attraktive laufende Erträge zu erwirtschaften. Festgeld zum Beispiel wird Ende September 2024 wieder mit rund 3,5 Prozent verzinst, Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren bieten knapp 2,1 Prozent und europäische Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich rund 3,7 Prozent.
Dividendenaktien sind keine „Witwen- und Waisenpapiere“
Eine weitere interessante Alternative können Dividendenaktien sein. So bietet der deutsche Leitindex Dax Ende September 2024 eine durchschnittliche Dividendenrendite von knapp drei Prozent, einzelne Aktien aus dem Dax liegen mit fünf bis fast sieben Prozent sogar deutlich darüber. Doch so reizvoll und einfach das alles klingt, es gibt bei all diesen Möglichkeiten Haken, die Anleger dringend beachten sollten. Das gilt zum Beispiel gerade für eine Dividendenstrategie. Denn Dividendenaktien sind keine „Witwen- und Waisenpapiere“. Es gibt keine Garantie dafür, dass ein Unternehmen tatsächlich die avisierte Ausschüttung vornimmt. Deren Höhe ist vielmehr vom Gewinn des Unternehmens abhängig und kann gekürzt oder sogar ganz gestrichen werden.
Dazu kommen potenzielle erhebliche Kursverluste. Doch selbst wenn jemand zu der Überzeugung gelangt, dass eine Dividendenstrategie zu den eigenen Anlagezielen und zur eigenen Risikoneigung passt, gilt es auch hier einige wichtige Dinge zu bedenken. So genügt es nicht, allein auf die Höhe der Dividendenrendite zu achten. Denn bezahlt eine Firma die Dividende aus der Substanz, dann kann dies über kurz oder lang das Bestehen eines Unternehmens gefährden. Anleger sollten deshalb auch darauf achten, wie stabil und nachhaltig ein Unternehmen in der Vergangenheit Ausschüttungen vorgenommen hat und wie hoch die Ausschüttungsquote ist. Zudem ist es wichtig, breit zu streuen, also sich ein gut diversifiziertes Portfolio aus unterschiedlichen Dividendentiteln aufzubauen.
Bei Dividendenfonds und -ETFs auf die Strategie achten
Wer nicht direkt in Einzeltitel investieren möchte, für den können aktiv gemanagte Fonds oder Exchange Traded Funds (ETFs) eine sinnvolle Alternative sein. Aber auch hier lohnt zum einen ein genauer Blick auf die jeweils zugrunde liegende Strategie. So gibt es Ansätze, bei denen sich die Titelauswahl ausschließlich an der Höhe der Dividendenrendite orientiert, was in Krisen- und Rezessionszeiten zu einer schlechten Wertentwicklung führen kann. Stattdessen sind Ansätze zu bevorzugen, die neben der Dividendenrendite auch auf die Nachhaltigkeit der Ausschüttungen sowie die Qualität eines Unternehmens Wert legen. Dennoch bleibt in jedem Fall das Risiko von Kursschwankungen, weshalb risikoaverse und sicherheitsorientierte Anleger stärker auf andere Alternativen setzen sollten. Bei Fonds und ETFs ist zum anderen darauf zu achten, wenn das Ziel ist, laufende Ausschüttungen zu bekommen, dass diese Anlageprodukte ausschüttend sind, und nicht thesaurierend. Doch auch bei Fest- oder Tagesgeld gilt es genau hinzusehen. Sparer sollten unbedingt prüfen, ob das Bankhaus, dem sie ihr Geld anvertrauen, seriös und im Einlagensicherungsfonds ist. Auch muss man das Wiederanlagerisiko berücksichtigen. Das Problem: Die Europäische Zentralbank hat im Juni 2024 damit begonnen, die Leitzinsen zu senken. Da Festgeld meist nur eine Laufzeit von einem Jahr hat, müssen Anleger im Anschluss neu entscheiden, was sie mit dem dort geparkten Kapital machen. Und möglicherweise gibt es aufgrund weiter gesunkener Zinsen dann nicht mehr so viele attraktive Alternativen. Festverzinsliche Wertpapiere haben längere Laufzeiten und könnten deshalb derzeit eine gute Wahl sein. Schließlich bekommt der Anleger hier, sofern der Emittent nicht zwischenzeitlich Insolvenz anmelden muss, über die gesamte Laufzeit hinweg den Kupon ausgezahlt sowie am Ende der Laufzeit die Rückzahlung des Anlagebetrages.
Anleihe-ETFs oder -Fonds
Wer sich eine sichere Unternehmensanleihe ins Depot legt, die über drei Prozent bringt, bekommt fast ebenso viel wie bei Festgeldanlagen, aber eben für die gesamte Laufzeit – also über mehrere Jahre hinweg und nicht nur für zwölf Monate. Doch auch dabei gibt es einen Haken: Zwar können Bundesanleihen durchaus einzeln gekauft werden, Unternehmensanleihen jedoch weisen in der Regel eine sehr hohe Stückelung auf. Ein Anleger braucht also eine sehr hohe Summe, um sich mit Corporate Bonds ein gut diversifiziertes Portfolio aufbauen zu können. Für die meisten Anleger dürften Anleihe-ETFs oder -Fonds aus diesem Grund die passendere Lösung sein. Grundsätzlich gilt zusätzlich zu berücksichtigen, dass sich, wenn Zinssenkungen zu erwarten sind, positive Kursteigerungen bei bereits ausgegebenen sich im Bestand befindlichen festverzinslichen Wertpapieren einstellen.
Wer sich schließlich selbst ein Depot zur Erzielung von laufenden Erträgen aufbaut, sollte sich dabei ganz grundsätzlich über die persönliche Risikoneigung und die eigenen Anlageziele im Klaren sein. Wer zum Beispiel eher risikoavers ist, mit Verlusten, auch wenn sie nur vorübergehend sind, nicht gut umgehen kann, und das angelegte Geld vielleicht schon bald braucht, sollte nur in begrenztem Umfang auf risikoreiche Anleihen wie Hochzinstitel oder Dividendenaktien setzen. Und schließlich sollten Anleger ihr Portfolio dann auch regelmäßig überprüfen. Denn nicht nur die Marktbedingungen können sich ändern, sondern auch die Lebensumstände des Anlegers. Wer das alles berücksichtigt, kann das aktuelle Umfeld aber gut nutzen, um eine Einkommensstrategie erfolgreich umzusetzen.
Strategien für laufende Einnahmen können auch durch andere Anlageklassen, wie beispielsweise Immobilien oder Versicherungsprodukte außerhalb des Depots generiert werden.