Jedes Jahr müssen zwischen etwa 15.000 und 20.000 Unternehmen hierzulande Insolvenz anmelden. Und nicht selten, so meine Erfahrung, ist es die Folge davon, dass ein Unternehmen handlungsunfähig wird. Die Gründe dafür können vielfältiger Natur sein: Natürlich ist es in erster Linie der Ausfall des Firmengründers und -lenkers selbst, ausgelöst durch eine schwere Erkrankung oder gar durch den Tod, was dazu führt, dass der Firmenchef nicht mehr in der Lage ist, seinen Willen zu äußern, geschweige denn Entscheidungen zu treffen. Aber es gibt auch andere Ereignisse, die eine Firma in ihrer Handlungsfähigkeit beeinträchtigen können. Dazu zählen beispielsweise ein Haus- oder Firmenbrand, bei dem wichtige Unterlagen vernichtet werden, eine Scheidung, aus der ein unerwarteter Liquiditätsbedarf hervorgeht, oder die mangelnde Erreichbarkeit bei einem Aufenthalt im Ausland.
Der Knackpunkt ist häufig, dass ein Unternehmen keinen Notfallplan für solche Fälle hat. Zwar ist schon festzustellen, dass sich inzwischen immer mehr Firmenlenker und gerade auch junge Gründer mit diesem Thema auseinandersetzen. Dennoch gibt es noch immer viele Fälle, in denen ein solcher Notfallplan nicht vorhanden ist. Das kann verschiedene Gründe haben: Zum Beispiel, dass es Unternehmern schwer fällt, sich mit der eigenen Geschäftsunfähigkeit zu beschäftigen. Oder weil im täglichen operativen Geschäft schlicht die Zeit dafür fehlt. Was vielleicht aber nicht allgemein bekannt ist, ist, dass auch ein Financial Planer solche Fälle in die strategische Vermögensplanung mit einbeziehen kann. Idealerweise nämlich geschieht die Erstellung eines solchen Notfallplans im Rahmen einer professionellen Finanzplanung, die sowohl die private wie auch die Unternehmensseite sowie die Interaktionen zwischen beiden Bereichen berücksichtigt.
Wichtigstes Instrument der Notfallplanung: Die Vertretungsregel
Denn mit einem gründlich erarbeiteten und umfassenden Notfallplan können Unternehmer in jedem Fall gewährleisten, dass die Handlungsfähigkeit ihrer Firma im Notfall schnell wiederhergestellt werden kann, und dass auch ohne den Firmenlenker vertrauensvolle Entscheidungen getroffen werden. Darüber hinaus kann man damit den Schutz des eigenen Vermögens sicherstellen. Allerdings ist bei der Erstellung eines Notfallplans für Unternehmer auch vieles zu bedenken und zu berücksichtigen. Ein zentrales Instrument ist zum Beispiel die Vertretungsregel. Sie beinhaltet, dass klar Verantwortliche für das operative Geschäft und für die Gesellschafterversammlung festgelegt und mit allen notwendigen Handlungsvollmachten, zum Beispiel Bankvollmachten oder ähnlichem, ausgestattet sein müssen. Hier ist übrigens zu empfehlen, ähnlich wie bei einer Nachfolgeplanung vorzugehen.
Auch dürfen Unternehmer nicht vergessen, den Gesellschaftervertrag an diese Vertretungsregeln anzupassen sowie Kreditverträge auf solche Notfälle hin zu prüfen und Liquiditätsrisiken zu berücksichtigen. Zudem kann ein Unternehmertestament Sinn machen. Schließlich geht es dabei um Aspekte wie die Erbschafts- und Ertragssteuer, um Abfindungen und mögliche Pflichtteile. Weiterhin ist zu bedenken, dass die gesetzliche Erbfolge oft zu Erbengemeinschaften führt und die sind, das ist bekannt, besonders anfällig für Streitigkeiten. Und auch in Patchwork-Familien, die heute längst keine Seltenheit mehr sind, gilt es, die Nachfolgeregelungen genau zu planen.
Private Seite nicht vernachlässigen
Gleichzeitig sollten Unternehmer, und das ist ein wesentlicher Vorteil einer umfassenden Finanzplanung, die private Seite nicht vernachlässigen. Auch hier ist eine Notfallplanung wichtig. Dabei geht es unter anderem um die Bestimmung von Bevollmächtigten oder die Patienten- oder Sorgerechtsverfügung für den Nachwuchs. Zudem ist beides, die private und die Unternehmerseite, aufeinander abzustimmen. Und schließlich ist es wichtig, für die Firma wie auch für den privaten Bereich einen Notfallordner zu erstellen und diesen für die Bevollmächtigten gut zugänglich aufzubewahren. Soweit es die Unternehmensseite betrifft, sollte der Notfallordner alle wesentlichen Informationen zur Unternehmensführung im Notfall enthalten, also alle Zuständigkeiten, Vollmachten oder die wesentlichen Ansprechpartner.
Dazu kommen Verträge und Urkunden wie Gesellschafterverträge, Gesellschafterlisten, die entsprechenden Auszüge aus dem Handelsregister, Jahresabschlüsse sowie Arbeits- und Mietverträge. Und natürlich alle wesentlichen betrieblichen Informationen zu Kunden und Lieferanten, Kalkulationen, Patente, Gewährleistungen sowie Informationen zu den Banken, Grundbuchauszüge, Finanzierungen, Leasing, Bürgschaften, Versicherungen und schließlich alle wichtigen Zugangsinformationen, also insbesondere auch ein Passwortverzeichnis. Was nach meiner Erfahrung ebenfalls sehr hilfreich ist, ist eine private und unternehmerische Checkliste, die die ersten Schritte beinhaltet, die erledigt werden müssen, wenn der Notfall eintritt. Eine solche umfassende Betrachtung ist letztlich der Mehrwert einer Finanzplanung.
Den gesamten Vortrag können Sie unter folgendem Link nochmals ansehen: https://youtu.be/yDTNeZoeKPo
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Dieses sowie viele weitere spannende Themen rund um Geldanlage, Finanzplanung, Absicherung und ähnliches ist Gegenstand einer Webinar-Reihe, die der Finanzplanerverband FPSB Deutschland zusammen mit dem SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger derzeit durchführt. Die Auftaktveranstaltung zur aktuellen Webinar-Reihe, in der auf das Thema Finanzplanung sowie die Rolle des FPSB Deutschland eingegangen wurde, können Sie hier nochmals ansehen: https://t.ly/v1Hux. Den Vortrag von Markus Engelmann, CFP®, von Abatus VermögensManagement, der Anlegern eine Art Leitfaden für eine langfristige finanzielle Planung an die Hand gibt, sowie die anschließende Fragerunde gibt es unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=OuxQRhO11Z4.
Die Fortsetzung der Webinar-Reihe steht am 8. November um 19 Uhr mit dem Thema „Die Renaissance der Anleihen“ an. Vortragender ist dann Mario Hahn, CFP®, vom Hahn Family Office. Anmelden können Sie sich hier: https://join.next.edudip.com/de/webinar/financial-planing/1942386
Im Anschluss an die Veranstaltungsreihe können die Teilnehmer ihr Wissen rund um das Thema Financial Planing testen. Zu gewinnen gibt es attraktive Preise, unter anderem zahlreiche Buchprämien sowie als Hauptgewinn 500 Euro.
Alle kommenden Webinare im Überblick:
Mittwoch, 8.11.:
19 bis 20 Uhr: „Die Renaissance der Anleihen“ (Mario Hahn, CFP®)
Mittwoch, 22.11.:
19 bis 20 Uhr: „Unternehmerfinanzplanung“ (Christoph Leichtweiß, CFP®)
Mittwoch, 06.12.:
19 bis 20 Uhr: „Familienvermögen und Familiengesellschaften“ (Marcel Reyers, CFP®)
Mittwoch, 20.12.:
19 bis 20 Uhr: „Qualität in der Finanzberatung – Woran erkenne ich gute Berater*innen?“ (Maximilian Kleyboldt, CFP®).