Jahrelang standen Anleihen nicht im Fokus der Investoren, zu unattraktiv waren sie aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Das hat sich mit der Zinswende ab 2022 jedoch grundlegend geändert. Anleger haben jetzt endlich wieder Alternativen zu Aktien. TINA („there is no alternative“) hat ausgedient, Anleihen sind wieder interessant – das gilt für beide Seiten des Atlantiks.
Angesichts gestiegener Zinsen ist das Ertragspotenzial so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. So notierten in den USA die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen zuletzt zeitweise über 5 Prozent und damit so hoch wie zuletzt 2007. Auch in Europa zogen die Zinsen im 3. Quartal kräftig an, die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen kletterte im Oktober auf rund 3 Prozent und damit auf ein Niveau, das zuletzt 2013 erreicht wurde.
Das klingt verlockend. Doch ein Investment am Rentenmarkt ist alles andere als trivial. Schließlich gilt es eine Menge unterschiedlicher Kriterien zu beachten – gerade in der aktuellen Marktsituation. So ist der Rentenmarkt derzeit durch eine inverse Zinsstruktur gekennzeichnet. Konkret beschreibt dieses Phänomen, dass die kurzfristigen Zinsen, etwa für ein Jahr, höher sind als die Zinsen für Anleihen mit langen Laufzeiten. Darin spiegelt sich die Erwartung der Finanzmarktteilnehmer, dass die Zentralbanken die Inflation unter Kontrolle bringen und die Leitzinsen wieder senken werden.
Nicht einseitig auf kurze Laufzeiten setzen
Ein hoher Zins für eine kurze Laufzeit klingt natürlich attraktiv. Doch es ist nicht empfehlenswert, jetzt ausschließlich auf kurze Laufzeiten zu setzen. Schließlich gibt es das Risiko der Wiederanlage, das heißt, wenn die Anleihe fällig wird, ist es ungewiss, ob der Anleger dann bei einer Wiederanlage einen ähnlich attraktiven Zins bekommt. Sinnvoller ist es deshalb, das Geld über verschiedene Laufzeiten zu investieren.
Anleger müssen außerdem bei einem Investment die besonderen Gesetzmäßigkeiten am Rentenmarkt beachten. Denn bei einer Anleihe zählt nicht nur der Zins, sondern auch der Kurs, zu dem man die Anleihe handeln kann. Und diesen Kurs beeinflussen sehr viele unterschiedliche Faktoren: Dazu zählen neben einem möglichen Währungsrisiko vor allem die Inflation, das Zinsänderungsrisiko sowie das Kreditrisiko.
Gerade die Emittentenbonität ist bei der Auswahl von Anleihen ein sehr wichtiger Punkt. Anleger sollten wissen, dass mit abnehmenden Bonitätsrating die Ausfallrisiken zunehmen. Die Unwägbarkeiten steigen außerdem mit zunehmender Laufzeit. Und die Frage ist immer, ob und wie das durch eine entsprechende Rendite kompensiert wird.
Risiken zu streuen, ist oberstes Anlegergebot
Beim Aufbau eines Anleiheportfolios gibt es also viel zu bedenken. Vor allem müssen sich Anleger über die Zielrichtung, ihren Risikoappetit und den Anlagehorizont im Klaren sein. Und es ist nicht der Anlagezeitpunkt allein, der relevant ist, sondern eine regelmäßige Überprüfung ist extrem wichtig. Schließlich ändern sich nicht nur Faktoren wie Bonität, Inflation oder Zinsen, sondern möglicherweise auch die jeweiligen Lebensumstände des Anlegers. Nicht nur im Gesamtportfolio, sondern auch im Anleihen-Portfolio ist es unerlässlich, Risiken zu streuen. Denn Überschneidungen identischer oder ähnlicher Vermögensanlagen und Risikofaktoren sind nachteilig für die Portfoliodiversifikation.
Dieses Thema sowie viele weitere spannende Aspekte rund um die Geldanlage, Finanzplanung und Absicherung sind Gegenstand einer Webinar-Reihe, die der Finanzplanerverband FPSB Deutschland zusammen mit dem SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger derzeit durchführt. In den bisherigen Folgen ging es zunächst um den Nutzen und den Mehrwert einer langfristigen Finanzplanung (unter dem Link https://t.ly/v1Hux können Sie das Webinar noch einmal anschauen), anschließend referierte Markus Engelmann, CFP®, von Abatus VermögensManagement, zum Thema „Finanzplanung im Crash-Szenario“ (Link: https://www.youtube.com/watch?v=OuxQRhO11Z4). In Folge drei beschäftigte sich Christian Hirschbolz, CFP®, Finanzplaner bei Donner & Reuschel, mit dem Thema „Strategische Vermögensplanung – Geschäftsunfähigkeit des Unternehmers“ (Link: https://youtu.be/yDTNeZoeKPo . Den kompletten Vortrag von Mario Hahn finden Sie unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=GzPSzve1-eU
Die Fortsetzung der Webinar-Reihe findet am Mittwoch, den 6. Dezember, um 19 Uhr mit dem Thema „Familienvermögen und Familiengesellschaften“ statt. Vortragender ist dann Marcel Reyers, CFP® und geschäftsführende Gesellschafter der FINAKONS – Finanz Konsilium GmbH. Anmelden können Sie sich hier: https://join.next.edudip.com/de/webinar/financial-planing/1942386
Im Anschluss an die Veranstaltungsreihe können die Teilnehmer ihr Wissen rund um das Thema Financial Planing testen. Zu gewinnen gibt es attraktive Preise, unter anderem zahlreiche Buchprämien sowie als Hauptgewinn 500 Euro.
Die kommenden Webinare im Überblick:
Mittwoch, 06.12.:
19 bis 20 Uhr: „Familienvermögen und Familiengesellschaften“ (Marcel Reyers, CFP®)
Mittwoch, 20.12.:
19 bis 20 Uhr: „Qualität in der Finanzberatung – Woran erkenne ich gute Berater*innen?“ (Maximilian Kleyboldt, CFP®).