Plastik vermeiden, Bio-Produkte kaufen, Wasser sparen – immer mehr Menschen hierzulande, das zeigen zahlreiche Umfragen und Zahlen, gehen diesen Weg. Nicht zu Unrecht. Denn die Art und Weise wie wir momentan wirtschaften, werden wir angesichts von bald neun Milliarden Menschen auf der Erde so nicht fortführen können. Das verdeutlicht der globale Erdüberlastungstag. Er fiel in diesem Jahr auf den 29. Juli, so früh wie nie zuvor. An diesem Tag hatten wir alle nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für 2019 verbraucht. Für Deutschland war es übrigens der 3. Mai.
Wir alle müssen also nachhaltiger werden – als Konsumenten, aber auch als Anleger. Doch bei Privatanlegern ist dieses Thema noch nicht weit verbreitet. Laut einer Studie des Bankenverbandes haben nur fünf Prozent der Privatanleger nachhaltige Investments in ihrem Depot. Der Großteil entfällt bislang auf institutionelle Kunden wie Pensionskassen. Der wichtigste Grund: Private Anleger verfügen nach eigenen Angaben über kein ausreichendes Wissen in diesem Bereich. Es verwundert deshalb kaum, dass Vontobel Asset Management in einer weltweit durchgeführten Umfrage feststellt, dass sich 46 Prozent der Befragten in Bezug auf nachhaltige Investments mehr Unterstützung von ihrem Berater wünschen.
Notwendig erscheint das auch, weil eine nachhaltige Geldanlage mehr ist als ein kurzfristiger Trend. So hat die Europäische Union (EU) das Ziel ausgegeben, die Staatengemeinschaft bis 2050 klimaneutral zu machen. Damit will sie ihren Beitrag leisten, um das Abkommen von Paris, die Begrenzung der Klimaerwärmung auf zwei oder sogar auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, zu erfüllen. Dafür sind aber erhebliche Investitionen notwendig, die die Regierungen nicht stemmen können. Private Investitionen sollen deshalb in nachhaltige Geldanlagen umgelenkt werden.
Kein Renditenachteil nachhaltiger Geldanlagen
Mittel zum Zweck ist eine strengere Regulierung. Dabei ist „nachhaltige Investition“ der zentrale Begriff. Künftig müssen Anlageberater und Vermögensverwalter im Rahmen von MiFID II bei ihren Kunden abfragen, ob sie nachhaltige Geldanlagen bei ihrer Altersvorsorge berücksichtigen möchten oder nicht. Präferiert ein Kunde Nachhaltigkeit, dann müssen ihm ESG-konforme Investitionen angeboten werden. ESG steht dabei für ökologische, soziale und Governance-Kriterien, an denen ein Investment ausgerichtet sein muss. Was wiederum ESG-konform ist, bestimmt die EU-Taxonomie, deren erster Entwurf im Sommer dieses Jahres veröffentlicht wurde. Dabei geht es um ein Klassifizierungssystem, das einordnet, ob und inwieweit bestimmte Wirtschaftsaktivitäten von Unternehmen in Hinblick auf die genannten ESG-Kriterien nachhaltig sind.
Aber auch die Erkenntnis, dass Anleger damit keinen Renditenachteil eingehen, macht nachhaltige Geldanlagen zu mehr als einem kurzfristigen Hype. Wie zahlreiche Untersuchungen nachweisen, senkt dies die Risiken und bringt zum Teil sogar bessere Erträge. Das erscheint auch nachvollziehbar. Angenommen ein Unternehmen missachtet die Umwelt oder diskriminiert seine Mitarbeiter, dann könnten die zunehmend auf Nachhaltigkeit bedachten Konsumenten die Produkte oder Dienstleistungen dieser Firma meiden. Das wiederum führt zu Umsatz- und Gewinneinbußen und im schlimmsten Fall zu einer schlechten Entwicklung der Aktie oder Anleihe.
Gute Finanzberater als Multiplikator für nachhaltige Anlagen
Nachhaltige Investitionen sind also nicht nur notwendig, sondern machen auch aus Anlegersicht Sinn. Allerdings kennen, wie eine BaFin-Untersuchung feststellt, rund 60 Prozent der Menschen hierzulande den Begriff ‚nachhaltige Geldanlage‘ überhaupt nicht. Sollen mehr Privatanleger nachhaltig investieren, dann braucht es Anlageberater, die in der Lage sind, im Rahmen der Geeignetheitsprüfung dem Kunden Produkte zu empfehlen, die den Nachhaltigkeitszielen des jeweiligen Anlegers wirklich entsprechen. Und daraus wiederum entstehen neue Herausforderungen für die Beratung und für die zu empfehlenden Produkte.
Von Seiten der Finanzindustrie sind deshalb mehr Anstrengungen dringend erforderlich, um Berater in Sachen nachhaltiger Geldanlage fit zu machen. Als Vorbild kann in dieser Hinsicht der FPSB Deutschland dienen. Die von ihm zertifizierten CFP®-Professionals zählen nicht nur zu den am besten ausgebildeten Finanzexperten hierzulande, sondern sind aufgrund ethischer Standesregeln zur laufenden Fort- und Weiterbildung verpflichtet.
Entsprechend sind sie schon heute in der Lage, Anleger auf höchstem Niveau und individuell passend bezüglich nachhaltiger Anlagen zu beraten. Das ist wichtig. Zwar gehen die Bemühungen, mehr Anlagegelder in nachhaltige Geldanlagen umzulenken und so etwas zum Ziel der Klimaneutralität beizutragen, in die richtige Richtung. Sollen diese Bemühungen aber nicht umsonst sein und nur frustrierte Anleger zurücklassen, dann brauchen wir Finanzberater, die hier echte Aufklärungsarbeit leisten können.