Geld richtig anlegen – aber wie? Seit die Zinsen fallen und nun sogar manchmal schon Strafzinsen anfallen, sind viele Anleger aufgeschreckt. Die Corona-Krise hat dazu für weitere Verunsicherung gesorgt.
Doch egal, ob die Börse läuft oder nicht, Anleger sollten vor der Auswahl der Geldanlage zunächst einige grundlegende Fragen beantworten. Dadurch ergibt sich das richtige Produkt dann – fast – wie von selbst.
Ziele festlegen
Es gibt viele unterschiedliche Ziele bei der Geldanlage: Altersvorsorge, Hausbau, Ausbildungsfinanzierung, Konsumwünsche. Wer Geld anlegen möchte, sollte wissen, wann und wofür er es wieder benötigt. So ist das Ziel Altersvorsorge oft in weiter Ferne, der Hausbau soll aber in wenigen Jahren über die Bühne gehen. Im Hinblick auf die Altersvorsorge können Schwankungen bei der Wertentwicklung ausgesessen werden, für den geplanten Hausbau könnte das gefährlich werden. Je konkreter die Ziele beschrieben sind, umso besser.
Neben den Zielen gibt es drei wichtige Punkte, mit denen sich Anleger intensiv beschäftigen sollten. Mit der Frage nach der gewünschten Rendite, der Sicherheit der Anlage und der Möglichkeit der Liquidierbarkeit.
1. Wie viel Gewinn würde ich gerne machen?
Wenn eine Anlage 6% „sicher“ verspricht, dann ist Vorsicht geboten. Mit den Gewinnchancen steigt auch das Risiko. Dieser Zusammenhang gilt immer.
Die Rendite oder auch Rentabilität einer Anlage zeigt den Erfolg der Investition. Sie ergibt sich, vereinfacht gesprochen, aus dem Verhältnis des erzielten Ertrags zum investierten Kapital über einen bestimmten Zeitraum. Sie wird grundsätzlich auf ein Jahr umgerechnet und in Prozent angegeben.
Wer 10.000 Euro ein Jahr anlegt und inklusive Zinsen 10.200 Euro zurückgezahlt bekommt, hat 2 Prozent Rendite erzielt. Je nachdem, um welche Art Anlage es sich handelt, kann die Rendite bereits vor der Investition berechnet werden, oder sie ergibt sich erst bei Veräußerung. Stehen zum Beispiel bei einer Festgeldanlage Laufzeit und Verzinsung von vornherein fest, lässt sich die Rendite vorab berechnen. Bei einer Aktienanlage hingegen steht letztlich erst beim Verkauf nach Berücksichtigung der Kurssteigerungen und etwaigen Dividendenzahlungen fest, wie rentabel die Anlage war.
2. Wie sicherheitsbewusst bin ich?
Schwankungen am Aktienmarkt – das hat erst kürzlich die Corona-Krise gezeigt – können heftig ausfallen. So mancher Anleger schläft nachts nicht mehr ruhig, wenn sich das Vermögen zwischenzeitlich um 30 Prozent verringert hat. Historisch haben sich Aktienmärkte zwar immer wieder zu neuen Höchstständen aufgeschwungen, aber eine Garantie gibt es dafür nicht.
Jede Anlageklasse (Aktien, Festzinsanlage, Immobilien usw.) bietet Anlagen mit unterschiedlichen Risiken. Eine Festzinsanlage ist beispielsweise immer nur so sicher wie die sogenannte Bonität (Zahlungs- und Kreditfähigkeit) desjenigen, der das Anlegergeld einsammelt. Deshalb ist eine deutsche Staatsanleihe grundsätzlich sicherer als eine griechische. Aktien von großen Standardwerten sind prinzipiell sicherer als Aktien kleiner Technologiewerte – doch die Wirecard-Insolvenz zeigt, dass auch DAX-Unternehmen pleitegehen können. Wenn es um das Anlageziel Sicherheit geht, muss ein Anleger also genauer hinschauen, wo er oder sie das Geld anlegt und gegebenenfalls abwägen, ob man lieber mehr Sicherheit oder mehr Rendite haben will.
3. Wie liquide möchte ich sein?
Welcher Anteil des Vermögens sollte nicht langfristig angelegt, sondern schnell verfügbar sein?
Je liquider Geldanlagen sind, umso schneller sind sie verfügbar, also in Geld umtauschbar. Der Haken ist jedoch, dass schnell verfügbares Geld wie das auf dem Girokonto oder Tagesgeldkonto nicht oder schlecht verzinst ist. Teilweise müssen sogar Strafzinsen bezahlt werden. Einen Teil des Vermögens sollte jeder liquide halten, um neben den täglichen Ausgaben auch außerplanmäßige, wie zum Beispiel eine Autoreparatur, bezahlen zu können. Andere Teile des Vermögens aber können längerfristig entbehrt werden.
Alle drei an sich wünschenswerten Ziele – Rendite, Sicherheit, Verfügbarkeit (Liquidität) – stehen in Konflikt miteinander. Man bezeichnet die drei Ziele in ihrem Zusammenspiel als das „magische Dreieck der Geldanlage“. Dieses hat mit Hokuspokus nichts zu tun, sondern zeigt, wie vielschichtig Geldanlage ist. Oft muss man bei einem Punkt Abstriche machen, wenn ein anderer mehr im Vordergrund steht. So besteht beispielsweise zwischen Rendite und Sicherheit meist ein Konflikt, da der Preis für eine höhere Rendite in der Regel eine weniger sichere oder eine schwankungsreichere Anlage ist. Kann hingegen zum Beispiel eine sichere Spareinlage bei einer Bank erst nach vier Jahren gekündigt werden, besteht ein Zielkonflikt zwischen Sicherheit und Verfügbarkeit der Anlage.
Heutzutage sind Anlegern noch weitere Dinge wichtig. Möchten Sie diese Kriterien zusätzlich berücksichtigen, kann das magische Dreieck der Geldanlage zum Vier- oder Fünfeck erweitert werden:
Der Aufwand, den Sie mit der Auswahl und der Kontrolle einer Anlage haben. Viele Anleger möchten nicht täglich Börsenkurse checken und Anlageentscheidungen treffen. Sie suchen eine seriöse Strategie, die dann für einige Jahre Bestand haben soll.
Außerdem spielen für immer mehr Anleger nicht erst seit Greta Thunberg ethisch-ökologische Gesichtspunkte auch bei der Geldanlage eine Rolle.
Auch wenn eine einzelne Geldanlage nie sämtliche Kriterien des magischen Vielecks gleichzeitig in höchstem Maße erfüllen kann, sollte es das Ziel jedes Anlegers sein, dass seine Investition die einzelnen Kriterien für ihn persönlich bestmöglich erfüllt. Die Auswahl der Geldanlage wird bei Klarheit über die Kriterien einfacher und passender.
Ein Beispiel: Ein Anleger sucht für seinen in 20 Jahren beginnenden Ruhestand eine Anlage mit hoher Rendite und ist bereit, zwischenzeitliche Wertschwankungen zu tolerieren. Nachhaltige Kriterien sind für ihn wichtig. In diesem Fall wäre ein Aktien-ETF, der nachhaltig ausgerichtet ist, die richtige Geldanlage.
Wer sich über Geldanlage-Ziele, Kriterien und die Auswahl von Produkten mit einem Experten austauschen möchte, kann sich an einen CFP®-Professional wenden.