Schätzungen des Instituts für Mittelstand in Bonn zufolge werden jedes Jahr rund 40.000 Unternehmen übergeben. Sei es an einen Nachfolger aus der Familie oder an einen externen Manager. Zwar gibt es keine aktuelle Statistik zu den Ursachen. Ältere Prognosen gehen aber davon aus, dass neben dem Hauptgrund, dass der Firmeninhaber ein gewisses Alter erreicht hat, Krankheit oder Tod des Inhabers zumindest in rund 14 Prozent der Fälle ursächlich dafür sind. Und diese beiden Gründe sind in aller Regel nicht vorhersehbar. Und genau diese Fälle sind problematisch. Denn sind keine ausreichenden Vorkehrungen für ein solches unerwarteten Ereignis getroffen, dann kann es für ein Unternehmen plötzlich sehr schwierig werden.
Mit dem plötzlichen und unerwarteten Wegfall des Unternehmers, büßt die Firma unter Umständen ihre Handlungsfähigkeit ein, es kann durch die gesetzliche Erbfolge zu einer ungewollten Nachfolge auf dem Chefposten kommen und zum Beispiel durch die Erbschaftssteuer zu unerwarteten finanziellen Belastungen. Damit steht nicht nur das Lebenswerk des Gründers im Feuer, sondern auch das Vermögen der Hinterbliebenen und schließlich noch viele Arbeitsplätze. Laut Schätzungen von Creditreform zum Beispiel hingen an den 18.700 Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr 218.000 Arbeitsplätze, während die finanziellen Schäden rund 856.000 Euro je Firmenpleite betrugen.
Erste-Hilfe-Kasten für Unternehmer
Deshalb sollte jeder Unternehmer dieses Risiko, das jeden treffen kann, sehr ernst nehmen. Die gute Nachricht ist: Jeder kann Vorkehrungen für diesen Fall treffen und so zumindest die Chancen auf den Fortbestand der eigenen Firma erhöhen. Vergleichbar einem Erste-Hilfe-Kasten kann ein Notfallkoffer die Erstversorgung des Unternehmens sicher stellen. Im Grundsatz geht es dabei darum, Verantwortung zu delegieren. Das heißt, es muss aus den Dokumenten, die sich in diesem Notfallkoffer befinden, hervorgehen, wer sich bei einem unerwarteten Schicksalsschlag um das Unternehmen kümmert, wer vorübergehend oder auch dauerhaft die wichtigsten Aufgaben wahrnimmt und wer Kontovollmachten hat und Personalverträge abschließen darf.
Der Firmeninhaber muss also Personen sehr gründlich auswählen und sie mit den notwendigen zeitlich befristeten Vollmachten oder mit Prokura ausstatten. So ist zunächst einmal sichergestellt, dass eine Firma auch im schlimmsten Fall noch handlungsfähig bleibt. Bei größeren Unternehmen ist darüber hinaus denkbar, einen Beirat einzurichten, der beispielsweise aus anderen Unternehmern, einem Anwalt oder dem Steuerberater besteht. Dieser Beirat kann im Notfall auch einspringen und die Leitung des Unternehmens vorübergehend übernehmen.
Frühzeitig an das Testament denken
Zudem muss über das Testament frühzeitig geregelt sein, wer die Leitung der Firma übernimmt. Das gilt vor allem für den Fall, wenn es jemand anders sein soll als derjenige, der durch die gesetzliche Erbfolge bestimmt werden würde. Zudem verhindert dies Streitigkeiten in der Familie. Tatsächlich gibt es hier prominente Beispiele, in denen dies Firmen an den Rand der Existenz gebracht hat. Entscheidend ist dabei auch, dass das Testament mit dem Gesellschaftsvertrag synchronisiert wird. Schließlich gilt hierzulande: Gesellschaftsrecht vor Erbrecht.
Damit sind die ersten grundlegenden Schritte getan, um für den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein. Kopien dieser Dokumente sowie die Information über den Aufenthaltsort der Originale gehören in den Notfallkoffer. Darüber hinaus sollten Versicherungspolicen, Informationen zu allen Bankverbindungen, Passwörtern und PINs oder der Gesellschaftervertrag auch dort aufgeführt werden. Dazu kommen weitere nützliche Informationen zum Unternehmen wie Kontakte der Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern. Schließlich muss ein Unternehmer bedenken, dass derjenige, der in die Bresche springt, alle nötigen Informationen braucht, um das Unternehmen weiterführen zu können.
Allerdings muss sich diese Vorkehrung nicht allein auf das Unternehmen beschränken. So können dort ergänzend auch Dokumente, die den privaten Bereich betreffen, mit aufgenommen werden. Dazu zählen Generalvollmachten, eine Patientenverfügung, eventuell eine Vermögensaufstellung und vieles mehr, was das private Leben angeht. Natürlich ist es im ursprünglichen Sinne eines Koffers denkbar, diese Dokumente und Informationen in einer Mappe zu bündeln. Die moderne Alternative dazu aber die elektronische Speicherung – allerdings nur mit ausreichendem Schutz vor Cyberdiebstahl.
Keine Frage, das alles klingt im den ersten Augenblick komplex und es dürfte insbesondere die zeitlichen Kapazitäten vieler Firmenchefs übersteigen. Professionelle externe Unterstützung kann hier der Schlüssel sein. Und es lohnt sich. Denn so sichern Unternehmer nicht nur ihr Lebenswerk, sondern schützen auch den Wohlstand ihrer Familie und sichern Arbeitsplätze. Egal was passiert.