Die Zeiten, in denen die eine Bankverbindung eine Partnerschaft fürs Leben ist, scheinen vorbei zu sein. Zum einen haben laut einer Umfrage von YouGov 55 Prozent der Bundesbürger mehr als vier Konten. Zum anderen kommen Studien immer wieder zu dem Ergebnis, dass die Wechselwilligkeit von Bankkunden zunimmt, vor allem bei den Jüngeren bis 35 Jahren. Das ist eine gute Nachricht. Denn längst passt nicht jede Bank zu jedem Kunden. Dazu kommt: Noch nie war die Vielfalt an Banken mit unterschiedlichen Dienstleistungsangeboten so groß wie heute. Neben den Filialbanken haben sich längst Online-Banken etabliert, die rund 60 Prozent der Deutschen nutzen.
Zudem drängen Smartphone-Banken verstärkt auf den Markt. Deren Idee: So haben Bankkunden das eigene Girokonto auf ihrem Handy stets dabei und können ihre Bankgeschäfte von überall aus erledigen. Doch gerade wer zum ersten Mal vor der Qual der Wahl steht, welche Art von Bank er wählen soll, dem dürfte die Entscheidung nicht einfach fallen. Aber auch für langjährige Bankkunden kann es interessant sein, sich die Alternativen anzusehen. Immerhin lassen sich so unter Umständen Kosten sparen. Oder man findet ein Banking-Modell, das passgenau die benötigten Dienstleistungen anbietet.
Erste Frage: Wie wichtig ist der persönliche Ansprechpartner?
Doch wie findet man heraus, welche Art der Bankverbindung die richtige ist? Eine erste wichtige Frage, die sich jeder stellen sollte, ist, ob er oder sie eine Filiale benötigt. Für manche Kunden ist es sehr wichtig, den persönlichen Ansprechpartner zu haben. Schließlich kennen sich manche Menschen mit Geldgeschäften nicht gut aus oder haben schlicht keine Lust sich damit zu beschäftigen und geben am liebsten alles, was damit zu tun hat, ab. Diese Kunden werden nach einer Bank mit Filialnetz suchen müssen. Online- oder Smartphone-Banken kommen für sie, wenn überhaupt, nur als Ergänzung in Betracht.
Der Nachteil an Filialbanken: sie sind in aller Regel teurer. Hier müssen die Kunden mit Kontoführungsgebühren, Nebenkosten für Überweisungen oder Daueraufträgen rechnen. In jedem Fall aber lohnt es sich zwischen den Filialbanken zu vergleichen: Zum einen lassen sich dadurch in manchen Fällen ein paar Euro sparen, zum anderen können sich Zusatzdienstleistungen wie eine kostenlose GiroCard oder Kreditkarte oder die Kosten für Abhebungen im Ausland durchaus unterscheiden. Oder die Frage nach der Höhe der Überziehungszinsen oder ob eine Bank Strafzinsen für Einlagen verlangt und ab welcher Höhe.
Online- und Mobile Banking mit Kostenvorteilen
Wer dagegen keinen persönlichen Ansprechpartner benötigt, der ist bei einer Online-Bank gut aufgehoben. Kunden müssen hier allerdings in Kauf nehmen, dass sie bei Fragen oder technischen Problemen über die Telefon-Hotline mit ihrer Bank in Kontakt treten müssen. Das ist zwar unkompliziert, kann aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Der große Vorteil jedoch: Bei reinen Online-Banken fallen für die Führung des Girokontos in der Regel keine Kosten an, ebenso wenig wie Nebenkosten. Das kann schon über 100 Euro im Jahr ausmachen. Auch eine Girocard oder eine Kreditkarte gibt es meist umsonst dazu. Vergleichen lohnt sich aber auch hier: Längst nicht alle Online-Banken bieten den gleichen Service.
Wer nun noch einen Schritt weitergehen will und besonders technikaffin ist, der landet beim Mobile Banking. Tatsächlich nimmt die Nachfrage danach zu. Denn neben der Möglichkeit immer und von überall aus seine Bankgeschäfte zu erledigen, legen Umfragen nahe, dass sich damit die Kontrolle über die Finanzen deutlich verbessert, da man auf diese Weise einen permanenten Überblick über alle Zahlungsein- und -ausgänge hat. Dennoch gilt es zu berücksichtigen, dass es hier wie bei Online-Banken keine persönliche Betreuung gibt. Zudem können für das Abheben von Bargeld bei manchen Anbietern Gebühren anfallen oder es wird manchmal keine kostenlose Girocard angeboten.
Knackpunkt Sicherheit
Außerdem ist bei manchen dieser Banken das Konto direkt mit dem Smartphone verknüpft. Das heißt, um Bankgeschäfte erledigen zu können, braucht es stets ein funktionsfähiges Handy und man sollte es am besten auch nicht verlieren. Naturgemäß dürften sich viele Kunden beim Mobile- oder Online-Banking Gedanken über die Sicherheit machen. Tatsächlich kommt es immer wieder zu Vorfällen mit Phishing-Mails oder ähnlichem. Jeder sollte sich deshalb zuvor mit den erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen vertraut machen.
Ein anderer Aspekt mag für manche Menschen das Thema Nachhaltigkeit sein. Wer darauf Wert legt, hat heute auch die Möglichkeit, ein Kreditinstitut zu wählen, das nicht in Unternehmen aus der Rüstungs- oder Tabakindustrie investiert oder Firmen meidet, die die Menschenrechte nicht achten oder Kinderarbeit zulassen. Hier müssen sich Kunden aber bei jeder einzelnen Bank informieren, ob deren Form der Nachhaltigkeit auch den eigenen Vorstellungen entspricht. Keine Frage, wer heute ein Girokonto eröffnet, hat in der Tat die Qual der Wahl. Wer sich aber nicht gleich entscheiden kann, sollte verschiedene Arten des Bankings ausprobieren und vielleicht kombinieren. Denn mehr als ein Konto zu haben ist, wie die YouGov-Umfrage zeigt, längst keine Seltenheit mehr.