Absicherungs- und Sparentscheidungen für die Altersvorsorge werden meist über lange Zeiträume getroffen. Das berufliche und private Leben unterliegt einem ständigen Wandel, immer wieder gibt es Wendungen und Veränderungen. Kinder kommen oder nicht, Auslandsaufenthalte sind länger und regional anders als gedacht. Das Einkommen und die Liquidität entwickeln sich meist nicht linear oder exponentiell steigend, sondern sind je nach Lebenssituation Schwankungen unterworfen.
Da stellt sich die Frage, wie sichere ich mich oder mein Kind ab? Welche Verträge soll ich abschließen, um langfristig abgesichert zu sein und Vermögensaufbau zu betreiben?
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung wird von vielen als sinnvolle Absicherung erachtet. Gleichzeitig wird an einigen Stellen davor gewarnt und an anderen dazu geraten, sie mit einem Sparvertrag, in der Regel einer Rentenversicherung, zu verbinden. Sofern die Rentenversicherung eine Basisrente ist, locken hohe mögliche steuerliche Förderungen. Denn das Sparen mit der Basisrente wird durch Steuererstattungen deutlich erleichtert. Wenn die Basisrente mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung kombiniert wird und der Sparanteil höher ist als der Beitrag für die Absicherung, ist der Gesamtbeitrag grundsätzlich steuerlich absetzbar (bis 2025 steigend auf 100%).
Der Beitrag für eine Selbstständige Berufsunfähigkeitsrente ist de facto ab etwa 18.000 Euro jährlichem Einkommen nur noch theoretisch steuerlich ansetzbar. Dafür unterliegt die Auszahlung nicht der vollen Besteuerung, sondern einer teilweisen. Es stehen sich also die Möglichkeiten von steuerlich abzugsfähigen Beiträgen und dem sinnvollerweise abzusichernden Risiko einer Berufsunfähigkeit, mit der Variante nicht abzugsfähiger Beiträge und ebenfalls ungewiss eintretendem Risiko, aber geringeren Abzügen gegenüber. Hier würde ich günstigeren Beiträgen gegenüber unsicher etwas höheren Rentenzahlungen tendenziell den Vorzug geben.
Aber es stellt sich natürlich die Frage, was die Nachteile sind? Ein häufig genannter Nachteil ist die unflexiblere Handhabung: Bei Liquiditätsschwierigkeiten und der gewünschten Beitragsfreistellung der Rentenversicherung würde man vermeintlich auch die Berufsunfähigkeitsabsicherung verlieren. Dieses Risiko kann man ausschließen, wenn man Verträge wählt, die eine „Wechseloption“ beinhalten. Also das Recht, bei einer Beitragsfreistellung der Rentenversicherung ohne erneute Gesundheitsprüfung den Berufsunfähigkeitszusatzbaustein in eine Selbstständige Berufsunfähigkeitsrente umzustellen.
Bei der Basisrente erkaufe ich mir die beitragsorientierte Förderung mit der Versteuerung der ausgezahlten Rente im Alter, der sogenannten nachgelagerten Besteuerung. In bestimmten Lebensphasen, wie der Ausbildung, dem Studium, der Elternzeit oder während eines längeren Auslandsaufenthaltes zahle ich in die Basisrente mit geringer Förderung oder ggf. sogar ohne Förderung ein, weil ich keine oder nur geringe Steuerrückerstattungen erhalte. Denn die steuerliche Förderung ist abhängig vom zu versteuernden Einkommen.
Was also tun? Ein Arbeitsleben umfasst meist 35 bis 45 Jahre, davon stellen Elternzeiten und Auslandsaufenthalte in der Regel nur relativ kurze Abschnitte dar. Eine Ausbildung oder ein Studium liegen mit ca. drei bis fünf Jahren vor der beruflichen Laufbahn. In Summe komme ich vielleicht auf ein Fünftel bis ein Drittel der Zeit, die ich mit geringer Förderung aufgrund eines niedrigen zu versteuernden Einkommens leben müsste. Zum einen überwiegt der Zeitanteil mit höherer Förderung deutlich und zum anderen sind die Einzahlungen in solchen Zeitabschnitten in die Deutsche Rentenversicherung ebenfalls gering und wirken sich damit indirekt senkend auf den Steuersatz im Alter aus, mit dem auch meine Auszahlungen aus der Basisrente versteuert werden.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann ich zwar von einer Rentenversicherung trennen und selbstständig fortführen, aber der umgekehrte Weg funktioniert nicht. Ebenso wenig kann ich zwischen verschiedenen Rentenversicherungsarten, z.B. Basisrente und „normaler“ Rentenversicherung wechseln. Gleichzeitig ist es bezüglich Gesundheitszustand, Eintrittsalter etc. günstig, sich für Absicherungen früh zu entscheiden; auch Sparpläne profitieren in der Regel von langen Laufzeiten.
Es gilt also, eine Entscheidung zu treffen, und diese Entscheidung ist mit Unsicherheiten behaftet. Denn es gibt sie nicht, die immer optimale, immer perfekte Lösung. Es gibt nur die in den meisten anzunehmenden Fällen „im Durchschnitt“ am besten passende Lösung. Und ja, in einigen besonderen Verläufen kann es sein, dass eine andere Lösung etwas besser gewesen wäre.
Denn wirtschaftlich nachteiliger ist es, nichts zu tun oder deutlich später zu beginnen, als eine Vertragsart zu meiden, weil es sein könnte, dass eventuell eine Zeit weniger Beitragsförderung stattfindet. Zumal in einem sich über die Jahre aufbauendem diversifizierten Vorsorge- und Vermögensportfolio nicht nur auf eine Vertragsart gesetzt werden sollte.
Man mag es drehen und wenden, wie man will, sehr wahrscheinlich ist die Kombination aus Basisrente und Berufsunfähigkeit für einen jungen Menschen ein richtiger Baustein in seinem Vorsorgeportfolio und für einen „älteren“ Menschen mit entsprechend besser absehbaren Perspektiven ebenfalls.
Sehr gut durchgerechnet hat das eine Studie des Instituts für Finanzwissenschaften (ifa). Dort kann man Anhand von vier Musterfällen in Zahlen sehen, wie gut sich verschiedene Lebensszenarien „rechnen“.
Insgesamt ist man als Kunde bei solchen Fragestellungen bei einem zertifizierten Finanzplaner, z. B. EFA oder einem CFP®-Professional, sicher am besten aufgehoben. Mit ihm können Kunden komplexe Lebensphasen besprechen, planen und die finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen vernetzt betrachten