Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, ab wann Sie sich als ‚reich‘ bezeichnen würden? Das ist vermutlich gar nicht so einfach zu beantworten.
Als Grundlage könnte man aber eine Aussage eines Soziologen nehmen: Derjenige ist reich, der so viel liquides Vermögen besitzt, dass er nicht mehr gezwungen ist zu arbeiten. Ein Ziel, dass man spätestens mit dem Eintritt in das Rentenalter erreicht haben sollte. Der Erreichbarkeit dieses Ziels jedoch stehen die meisten Bundesbürger wohl skeptisch gegenüber. Das legt eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag der RWB Group nahe.
Diese Reichtums-Studie wurde in diesem Jahr bereits zum vierten Mal durchgeführt. Im Jahr 2017 schätzten dabei 13,7 Prozent ihre Chancen, ein Vermögen von einer Million Euro aufzubauen, als eher oder sehr hoch ein. Doch zuletzt waren es nur noch 7,9 Prozent. Und auf die Frage, wie die Menschen aktuell allgemein die Möglichkeiten bewerten, in Deutschland zu einem hohen Vermögen zu kommen, zeigten sich 2017 noch 18,7 Prozent optimistisch. Jetzt sind es nur 11,6 Prozent. Interessanterweise scheint die Corona-Krise in dieser Hinsicht negativ zu wirken. Denn nach Ansicht von 45,2 Prozent der Befragten hat die Pandemie die Chancen verschlechtert, zu einem Vermögen zu gelangen.
Falsche Anlage kostet Rendite
Doch ist die Frage, ob diese pessimistische Sichtweise ihre Berechtigung hat. Klar ist heute, dass die gesetzliche Rente allein für ein sorgenfreies Leben nicht ausreicht und bei künftigen Generationen immer weniger ausreichen wird. Wer aber mit 65 Jahren, neben der gesetzlichen Rente, über ein liquides Vermögen von einer halben Million Euro verfügt, darin dürften die meisten Menschen zustimmen, sollte eine gute Grundlage für den Ruhestand haben. Doch wie realistisch ist es, bis zum Erreichen dieser Altersgrenze ein solches Vermögen aufzubauen? Lassen Sie uns das an verschiedenen Szenarien durchspielen.
Ausgangspunkt der Überlegung wäre ein 25jähriger, der entweder schon ein paar Jahre arbeitet oder gerade ins Berufsleben einsteigt. Um im Alter von 65 Jahren auf eine halbe Million Euro zu kommen, hat er eine Ansparzeit von 40 Jahren. Entscheidend ist nun, wie er sein Geld anlegt. Gehen wir weiter davon aus, dass derjenige sich dafür entscheidet, jeden Monat 200 Euro beiseite zu legen, also einen Sparplan zu verfolgen. Und nehmen wir nun an, er investiert das Geld in eine fest verzinste Anlage, die ein Prozent Zinsen pro Jahr abwirft – was angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase gar nicht so wenig ist. Trotz des Zinseszinseffekts wird das nicht ausreichen. Nach 40 Jahren ergeben sich daraus gerade mal 118.000 Euro.
Frühzeitig mit dem Sparen beginnen
Nehmen wir nun aber an, jemand entscheidet sich für einen Aktiensparplan. Denn Aktien haben in der Vergangenheit mit die höchste Rendite aller Anlageformen gebracht. Laut dem Renditedreieck des deutschen Aktieninstituts brachte ein Dax-Investment in den vergangenen 40 Jahren bis 2019 eine jährliche Durchschnittsrendite von 9,1 Prozent. Tatsächlich ergäbe sich dann bei einer monatlichen Sparrate von 200 Euro ein Vermögen von rund 875.000 Euro. Allerdings mag diese Rendite etwas hoch gegriffen sein. Allgemein wird eher davon ausgegangen, dass der Aktienmarkt einen langfristigen Ertrag von sieben Prozent bringt. Wer das durchrechnet kommt auf knapp eine halbe Million Euro.
Wer mehr möchte, schließlich ist dabei die Steuer noch nicht berücksichtigt, muss mehr zurücklegen. Bei einer Sparrate von 300 Euro steigt das Vermögen am Ende bereits auf rund 745.000 Euro. Und wer auf eine Million Euro abzielt, müsste Monat für Monat 40 Jahre lang 400 Euro beiseitelegen. Wie die Beispiele zeigen, sind zwei Aspekte bei einem langfristigen Vermögensaufbau entscheidend: Erstens muss der Sparer eine hoch verzinste Anlage wählen. Zweitens muss er möglichst frühzeitig mit dem Investieren beginnen. Wer nur zehn Jahre verstreichen lässt, muss seine monatliche Sparrate gegenüber den 200 Euro im ersten Fall bereits auf 424 Euro mehr als verdoppeln.
Viele werden dem zwar das hohe Risiko am Aktienmarkt entgegenhalten. Wer jedoch in solchen langen Zeiträumen denkt, für den geht die Verlustwahrscheinlichkeit am Aktienmarkt gegen Null. Genau genommen tut sie das bereits nach rund 15 Jahren. Und noch etwas ist wichtig: Es braucht Durchhaltevermögen. Das ist vielleicht der schwierigste Teil daran. Aber unmöglich ist der Aufbau eines Vermögens, wie die obigen Beispielrechnungen zeigen, nicht. Und noch etwas ist wichtig: An diesen grundlegenden Aussagen hat sich auch durch Corona nichts geändert. Es gibt also keinen Grund pessimistisch bezüglich des Vermögensaufbaus zu sein. Jeder muss dabei nur für sich selbst entscheidend, ab wann er sich reich oder zumindest gut abgesichert fühlt.