Manchmal ist es schwierig für Anleger, ruhig zu bleiben. Das zeigt sich derzeit sehr deutlich an den Folgen des Corona-Virus. So gut wie alle großen Aktienindizes haben in kürzester Zeit stark an Wert verloren. So büßte der deutsche Leitindex Dax allein zwischen dem 19. Februar und dem 16. März 2020 fast 40 Prozent ein. Gleichzeitig haben Kursschwankungen massiv zugenommen. Der Volatilitätsindex VDax sprang Mitte März auf über 80 Punkte und damit deutlich über den bisherigen Höchststand aus dem Jahr der Finanzkrise.
Der Hauptgrund liegt darin, dass derzeit niemand weiß, wie stark sich die Ausbreitung des Virus auf die reale Wirtschaft auswirken wird. So sind die globalen Lieferketten unterbrochen, und zugleich ist die Nachfrageseite durch die Absage von Veranstaltungen aller Art und die Einschränkung von Reisen und Grenzübertritten beeinträchtigt. Experten sprechen hier von einem gleichzeitigen Angebots- und Nachfrageschock.
Doch selbst ohne die unerwartete globale Verbreitung des Virus wäre in diesem Jahr wohl mit erhöhten Kursschwankungen zu rechnen gewesen. Denn mit der im November anstehenden Wahl des amerikanischen Präsidenten wird es mindestens noch ein weiteres marktbewegendes Ereignis geben. Derzeit ist noch unklar, wer überhaupt gegen Amtsinhaber Donald Trump antreten wird. Je nachdem, ob sich bei den Demokraten der dem linken Flügel angehörende Bernie Sanders oder der eher gemäßigte Joe Biden durchsetzt, könnte dies erneut zu starken Kursbewegungen führen.
„Hin und her macht Taschen leer“
Für Anleger bedeuten solche Entwicklungen stets ein Wechselbad der Gefühle. Und viele versuchen, auf solche eher kurzfristigen Ereignisse zu reagieren – in die eine wie die andere Richtung. Rückblickend erweist sich das jedoch immer wieder als Fehler. So stellen zahlreiche Studien fest, dass Privatanleger im Durchschnitt schlechter abschneiden als der Markt. Ein häufig zu beobachtender Faktor ist dabei, neben der mangelnden Diversifikation der Geldanlage, das so genannte prozyklische Verhalten.
Das bringt gleich zwei Probleme mit sich: Zum einen, das zeigt eine Analyse des Deutschen Aktieninstituts, kaufen Anleger genau dann Aktien, wenn der Markt schon sehr gut gelaufen ist. Sinken die Kurse aber, dann verkaufen sie fast am Tiefstand. Mit der Folge, dass Anleger von ihren Aktieninvestments enttäuscht sind. Zum anderen bedeutet das aber auch, dass durch häufiges Kaufen und Verkaufen zusätzliche Kosten entstehen, die die Rendite belasten. Die Börsenweisheit „Hin und her macht Taschen leer“ umschreibt das sehr treffend.
Die Frage ist also, was Anleger tun können, um das tägliche Marktrauschen auszublenden und eben nicht der Herde bei jedem Kursausschlag nach oben oder unten hinterherzulaufen. Der erste wichtige Schritt hierfür ist es, sich ein langfristig ausgerichtetes und wetterfestes Portfolio aufzubauen. Das bedeutet, dass die Gewichtung von risikobehafteten Anlageklassen dem eigenen Risikoempfinden entsprechen muss. Wer bei stark schwankenden Märkten schlecht schläft, sollte seine Aktienquote eher gering halten. Nur wer auch mit zwischenzeitlichen Verlusten von 40 oder 50 Prozent umgehen kann und einen sehr langfristigen Anlagehorizont hat, kann mehr Aktien oder andere risikobehaftete Vermögenswerte in seinem Portfolio halten.
Sparpläne helfen, sich zu disziplinieren
Ein guter Trick, um hektische Reaktionen zu vermeiden, kann ein Sparplan sein. Dabei zahlen Anleger regelmäßig in einen Fonds oder einen Exchange Traded Fund (ETF) ein. Gehen die Kurse nach unten, dann kauft der Anleger damit automatisch günstiger ein. Er senkt so den durchschnittlichen Einstiegskurs. Und dann braucht es in einem solchen Portfolio auch sichere Anlagen. Dazu können Staatsanleihen höchster Bonität zählen. Denn sie werden in der Regel gesucht, wenn es an den Märkten turbulent wird. Oder aber reale Vermögenswerte wie Immobilien, bei denen es keine börsentägliche Kurse gibt.
Und schließlich sollten Anleger im Hinterkopf behalten, dass sich kurzfristige starke Kursverluste langfristig immer wieder ausgleichen. Dafür lohnt sich ein Blick auf das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts. In der Vergangenheit dauerte es nie länger als zwölf Jahre, bis der Dax seine Verluste wieder aufgeholt hat. Und eine so lange Wartezeit gilt übrigens auch nur für die seltenen Fälle, in denen jemand kurz vor einem Börsencrash eingestiegen ist. Zudem gibt es Berechnungen, die belegen, dass die Verlustwahrscheinlich bei einem Anlagehorizont von 15 Jahren Richtung null geht. Wer das alles berücksichtigt und ein breit gestreutes und langfristig ausgerichtetes Portfolio hat, der sollte auch solche Stürme, wie wir sie aktuell mit der Corona-Pandemie sehen, gut überstehen können.