In einer historisch einmaligen Geschwindigkeit sind die Kurse an den Kapitalmärkten aufgrund der rasanten Ausbreitung von Covid-19 im März nach unten gerauscht. Investoren flüchteten in Scharen aus risikobehafteten Vermögenswerten – scheinbar ohne einen Unterschied zwischen einzelnen Wertpapieren zu machen. Eine Situation, die Schnäppchenjäger anzieht. Denn manch einer mag sich fragen, ob das eine oder andere Wertpapier jetzt nicht sehr günstig zu haben ist. Damit, die Idee, lasse sich doch jetzt eine schnelle und hohe Rendite erwirtschaften?
Aber Halt. So verständlich und nachvollziehbar es ist, dass jemand die aktuell günstigeren Kurse am Aktienmarkt nutzen möchte, um Geld anzulegen, jeder sollte sich vorher klar machen, dass es einen großen Unterscheid zwischen Investieren und Spekulieren gibt. Geld zu investieren, zeichnet sich – im Gegensatz zum Spekulieren – durch einige wesentliche Charaktereigenschaften aus. Wer mit dem Ziel des langfristigen Vermögensaufbaus Geld anlegt, muss sich nämlich zuallererst über sein individuelles Anlageziel, seine persönliche Risikoneigung und seine spezifischen Voraussetzungen Gedanken machen.
Diese Überlegungen geben quasi den Rahmen für richtiges Investieren vor. Und in diesem Rahmen gilt es eine passende und strategische Vermögensallokation zu erarbeiten. Es geht dabei um die Aufteilung des Vermögens auf sichere, dafür aber ertragsschwächere Anlageklassen einerseits und renditestärkere, aber riskantere Vermögenswerte andererseits. Grob formuliert, führen ein kürzerer Anlagehorizont von vielleicht zwei bis drei Jahren und eine geringere Risikoneigung zu einem Portfolio mit einem höheren Gewicht sicherer Anlagen. Wer mehr Risiken eingehen kann, kann auch einen höheren Anteil von Anlagen wie Aktien vertragen.
Investieren ist immer langfristig und breit diversifiziert
Das ist die Grundlage. Das Investieren selbst zeichnet sich dann durch bestimmte Eigenschaften aus. Das aller Wichtigste ist eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen und viele Einzelwerte. Denn dies senkt nachweislich das Risiko in einem Portfolio. Wer beispielsweise breit gestreut in den Aktienmarkt investiert, partizipiert so langfristig an der Wertschöpfung der Unternehmen und dem Wirtschaftswachstum. Und wer sich hier das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts ansieht, stellt zudem fest, dass ein Investment in den deutschen Leitindex Dax zum Beispiel nach einer Haltedauer von mehr als 13 Jahren in der Vergangenheit dem Investor noch nie einen Verlust bescherte.
Das mag alles manchem langweilig erscheinen. Insbesondere da es diese Geschichten über die erfolgreichen Trader gibt, die in wenigen Tagen oder sogar Stunden aus einem Investment 100 oder 200 Prozent herausgeholt haben. Aber – wenn es überhaupt stimmt – dann ist das sehr selten und ist in aller Regel eher mit Glück verbunden.
Auch wenn Spekulanten ebenso wie Investoren eine Rendite erwirtschaften wollen, so ist Spekulieren doch etwas ganz anderes. Hier geht es eben nicht um ein langfristiges und breit gestreutes Investment, das dem Vermögensaufbau dient. Sondern um einen schnellen finanziellen Erfolg.
Am Kapitalmarkt gibt es nichts umsonst
Mittels der Spekulation versucht der Anleger dabei die Kursentwicklung einzelner Aktien vorherzusagen. Oder anders formuliert: Der Spekulant wettet darauf, dass der Kurs einer Aktie sich sehr rasch nach oben entwickelt oder fällt. Wer das tut, sollte sich allerdings einiger Dinge bewusst sein. Den richtigen Einstiegszeitpunkt zum Beispiel zu treffen, das so genannte Timing, ist selbst für Profis nicht möglich und wenn es klappt, dann ist es eher Zufall. Gerne wird auch argumentiert, dass eine Aktie, die stark verloren hat, nicht weiter fallen könne. Und umgekehrt Aktien, die stark zugelegt haben, deshalb nicht weiter steigen. Auch diese Annahmen stimmen so nicht, wie sich immer wieder zeigt. Es macht also keinen Sinn, jetzt einfach auf die Titel zu setzen, die am stärksten verloren haben. Oft sind sie aus gutem Grund so stark gefallen.
Doch vor allem sollte jeder, der Geld anlegt, eine wichtige Börsenweisheit beherzigen: „There ist no free lunch“. Frei übersetzt heißt das: Am Kapitalmarkt gibt es nicht umsonst. Jeder Ertragschance steht ein entsprechendes Verlustrisiko gegenüber. Wer also dem heißen Börsentipp, der 50 oder 100 Prozent Wertzuwachs in kurzer Zeit verspricht, folgt und somit spekuliert oder wettet, muss sich bewusst machen, dass dem ein ähnlich hohes Verlustrisiko gegenübersteht. Natürlich spricht nichts dagegen, mit Spielgeld zum Spaß solche Wetten einzugehen. Derjenige muss sich aber klar machen, dass er den kompletten Einsatz verlieren kann. Und dass das mit Investieren im Sinne eines langfristigen und planvollen Vermögensaufbaus nichts zu tun hat.