Es ist kein Geheimnis: Im Pflegefall reichen die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung bei weitem nicht aus. Konkrete Beispielrechnungen zeigen auf, wie viel Kapital Pflegebedürftige tatsächlich benötigen und was die Finanzplanung leisten muss.
Mehr Ausbildungsplätze, Pflegekräfte aus dem Ausland und eine bessere Bezahlung – an Vorschlägen vom neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mangelt es beim Thema Pflege nicht. Doch ob diese Schritte wirklich den Pflegenotstand nachhaltig deutlich lindern können, bezweifeln viele Experten.
Denn klar ist: Pflege kostet vor allem Geld. Doch haben Sie eine Ahnung, was ein Pflegefall in der Familie finanziell wirklich bedeuten kann? Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Denn die allerwenigsten Verbraucher haben eine Vorstellung davon, dass das staatliche Pflegegeld die im Durchschnitt anfallenden Gesamtkosten lediglich zu rund einem Drittel abdecken.
Die Praxis zeigt, dass häufig ein Großteil der anfallenden Kosten für Pflegeleistungen von den Betroffenen selbst beziehungsweise von deren Familienangehörigen bestritten werden müssen. Hinzu kommen oft weitere finanzielle Erfordernisse, wie etwa für eine Unterbringung im Heim, Aufwendungen für Mobilität oder Umbaumaßnahmen der Wohnung.
Beispielrechnung verdeutlicht hohe Kosten
Welche enormen Kosten auf die Familienangehörigen zukommen können, hat der FPSB Deutschland einmal ausgerechnet: Die Kosten für einen Heimplatz liegen im Schnitt bei 2.700 bis 3.000 Euro pro Monat. Versicherte mit Pflegegrad 3 erhalten Leistungen für die vollstationäre Pflege in Höhe von 1.262 Euro pro Monat. Daher beträgt der Eigenanteil für die Pflegeheimkosten mit Pflegegrad 3 zwischen 1.500 und 1.800 Euro.
Aber damit ist noch lange nicht Schluss. Denn bei diesen Kosten handelt es sich um die reinen Unterbringungskosten. Aufwendungen für Mobilität, Medikamentenzuzahlungen und soziales Leben sind noch zu addieren, so dass von einem Durchschnittswert von 2.200 bis 2.500 Euro monatlich ausgegangen werden sollte. Das bedeutet, dass eine durchschnittliche Pflegezeit von sieben Jahren – Tendenz steigend – schnell zu Aufwendungen in Höhe von 210.000 Euro führt.
Früh und effektiv sparen
Mehr als 200.000 Euro? Wahnsinn. Um über diese Summe zu verfügen, müssten – bei einer Rendite nach Kosten, Steuern und Inflation von drei Prozent – erhebliche Sparleistungen erbracht werden. Ein 40-Jähriger zum Beispiel muss pro Monat 360 Euro ansparen beziehungsweise einmalig 86.500 Euro aufbringen. Bei einer 50-jährigen Person wären es bereits 640 Euro monatlich beziehungsweise einmalig 116.300 Euro. Die Rechnung berücksichtigt nicht, dass die Teuerungsrate im Bereich Pflege und Gesundheit bedeutend höher ausfällt als die ausgewiesene Gesamtinflation. Aus diesem Grund sind die genannten 210.000 Euro ein Minimalwert.
Damit es also kein böses Erwachen gibt, sollte sich jeder frühzeitig mit dem Thema Pflege auseinandersetzen. Denn ob jung oder alt – die meisten Deutschen übersehen die enormen finanziellen Belastungen, die sich aus einer Pflegesituation ergeben können. Denn Pflegebedürftigkeit ist keine Frage des Alters. Unfälle oder Erkrankungen können jeden treffen.
Tabuthema Pflege jetzt angehen
Doch das Thema Pflegebedürftigkeit ist immer noch ein Tabuthema. In vielen Finanzberatungsgesprächen werden die Konsequenzen einer Pflegebedürftigkeit leider immer noch ausgeklammert oder sogar vollständig ignoriert. Die Gefahr besteht, dass den deutschen Verbrauchern ähnlich wie bei der Altersvorsorge auch bei der Pflegebedürftigkeit eine Versorgungslücke droht.
Mehr als eine Teilabsicherung kann die Pflegekasse jedoch nicht bieten. Je höher die Ansprüche, desto eher ist eine zusätzliche private Absicherung nötig. Die private Vorsorge wird künftig noch wichtiger werden. Man sollte sie daher nicht auf die lange Bank schieben. Qualifizierte Beratung ist bei dem komplexen Thema jedoch empfehlenswert.
Wichtige Unterstützung leisten hier qualifizierten Fachleute, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten unabhängigen CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professionals oder die EFA European Financial Advisor®. Sie geben im Rahmen einer persönlichen Finanzplanung Auskunft darüber, wie man sich und seine Familie richtig absichern kann und welche Lösungen welche Vorteile bieten. Außerdem können die Experten die möglichen Unterhaltspflichten für Kinder und Eltern abschätzen und organisatorisch begleiten, denn in der Pflege gilt der Grundsatz, dass Kinder für ihre Eltern haften.