Standpunkt von Gabriel Hopmeier, CFP®: „Die Erfolgsformel der Geldanlage: einfach breit gestreut, kostengünstig, langfristig.“
Sie können die Zukunft nicht vorhersehen? Ich auch nicht. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, ob ich morgen noch gesund sein werde. Trotzdem werde ich als Finanzplaner ständig gefragt, was für eine wirtschaftliche Entwicklung ich erwarte oder wo die Aktienmärkte zum Jahresende stehen werden. Das ist vollkommen belanglos, denn unter knapp acht Milliarden Weltbewohnern spielt meine Meinung keine Rolle. Natürlich wissen einige Menschen was morgen geschehen wird. Osama bin Laden wusste am 10. September, was einen Tag später geschehen würde. Er hat es aber niemandem gesagt. Umgekehrt können Sie davon ausgehen, dass alle Experten, die Ihnen sagen was morgen eintreten wird, keine Ahnung haben. Ihr Vermögensverwalter übrigens auch nicht. Er müsste sonst nicht mehr arbeiten, könnte einfach nur sein Wissen über die Zukunft zu Einkommen machen.
Vermögensverwalter können auch die Rendite Ihrer Anlagen nicht beeinflussen. Diese setzten sich zusammen aus Erträgen (Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen) und Preisänderungen (Änderung von Aktien-, Anleihen-, Währungskursen, Änderungen von Immobilien- und Rohstoffpreisen). Mario Draghi kann Zinsen im kurzfristigen Bereich verändern, Dietmar Hopp kann die Dividendenpolitik von SAP beeinflussen, Sie können die Miete Ihrer Einliegerwohnung festlegen. Aber da hört es schon auf. Der sogenannte Markt regelt die Preise und Erträge von Geldanlagen in einem chaotisch-komplexen Verfahren unter sich.
Wenn Sie diese beiden Wahrheiten akzeptieren, wird Geldanlage sehr einfach. Fokussieren Sie sich auf Themen der Finanzplanung, die Sie beeinflussen können. Die Arbeit, mit der Sie Ihr Einkommen verdienen und Vermögen bilden. Die Risiken, die Sie bereit sind einzugehen, die Risiken, die Sie wegstreuen können und diejenigen, die Sie begrenzen können. Die Kosten Ihrer Anlagen. Die Anlagedauer. Sogenannte Indexfonds und einlagengesicherte Sparbriefe bieten für schätzungsweise 80% der privaten Anleger eine sehr kostengünstige Art, Risiken der Geldanlage über lange Zeiträume mit sehr wenig Zeitaufwand und eigenverantwortlich zu verwalten, bei Kostensätzen im Bereich von 0,1-0,3% der Anlagesumme. Um mit Gerd Gigerenzer zu sprechen: „unter komplexen Rahmenbedingungen strebe die einfachen Lösungen an“.
Sicher. Auch Indexfonds haben ihre Nachteile. Um diese umgehen zu können, müssen Sie sehr vermögend sein. Eher so im Bereich der oberen 10% der Anlagevermögen. Aber auch hier ist die Lösung nicht mehr der teure Vermögensverwalter. Lassen Sie einen Algorithmus entwickeln, der die Risiken der Geldanlage noch kostengünstiger, am Index vorbei und genau nach Ihren Interessengebieten mit einzelnen Wertpapieren wegstreut. Und verdienen auch Sie Ihr Geld dort, wo Sie mehr wissen und können als alle anderen.
Standpunkt von Marcel Reyers, CFP®: „Geldanlage erfolgreich managen: Einfach ist leider auch häufig naiv.“
Gehören Sie auch zu den Menschen, die glauben die einfache Lösung ist immer die Beste?
Bequem ist diese Art zu denken in jedem Fall. Dieser Denkansatz findet auch in der Kapitalanlage immer mehr Verfechter. Doch ist dem wirklich so?
Häufig wird angeführt, dass aktives Anlagemanagement sich nicht lohnen würde. Der Markt wäre hocheffizient und würde langfristig die besten Renditen erwirtschaften. Aus diesem Grund wird dann zu Indexfonds als Allheilmittel gegriffen. Glauben Sie mir, der Markt ist alles andere als effizient. Er neigt zu massiven Übertreibungen in Boom- wie auch in Crashphasen. Grund ist häufig der Herdentrieb, der alle Markteilnehmer panisch oder euphorisiert in die gleiche Richtung rennen lässt. Der gesunde Menschenverstand und analytisches Denken sind dann oft ausgeschaltet.
Auch Indizes sind naiv – ich behaupte sogar doof – zusammengestellt. Die Bestandteile des Deutschen Aktienindexes DAX werden z.B. nach der Marktkapitalisierung im Streubesitz und nach den Umsatzgrößen im XETRA – Handel ausgewählt. Wichtige Kennzahlen wie Eigenkapitalrendite, Dividendendeckungsgrad oder Geschäftswachstum finden sich hier nicht.
Wenn Sie ein Unternehmen kaufen würden, wäre Ihnen dann die Häufigkeit der Transaktionen von Unternehmensanteilen oder eine möglichst hohe Anzahl unterschiedlicher Besitzer wichtig? Wahrscheinlich nicht! Sie würden ebenfalls auf qualitative Kriterien wie Eigenkapitalrenditen, Margen, Geschäftswachstum etc. achten und Ihre Investitionsentscheidung von diesen abhängig machen. Das nennt man „aktives Kapitalanlagenmanagement“.
Auch die fehlerhafte Deutung und Zitierung der Studie von Brinson, Hood und Beebower (1986), dass die Strategische Asset Allokation (SAA) für ca. 90 der Performance verantwortlich ist, hat dem Passiven und naiven Anlagemanagement Vorschub geleistet. Dabei untersuchte die Studie lediglich die Wirkung der SAA auf die Schwankungen der Erträge von Fonds. Eine zweite Studie von Ibbotson und Kaplan untersuchte dann tatsächlich die Wirkung der SAA auf die Variation der Anlageperformance. Im Ergebnis waren gerade mal 40% der Ertragsvariationen durch die SAA zu erklären. Die anderen 60% hingen von Market-Timing, Titelselektion, Anlagestil und Gebühren ab.
Sie sehen, so einfach ist die Kapitalanlage leider nicht. Stellen Sie Ihre Anlagekriterien auf und lassen Sie sich gegebenenfalls professionell unterstützen. Sind Sie dann stringent im Handeln, wird sich langfristig auch der erhoffte Erfolg einstellen.