Hätten Sie es gewusst? Seit Anfang 2019 ist die Pflegeversicherung die drittgrößte Sozialversicherung hierzulande. Nur die Kranken- und die Rentenversicherung sind noch größer. Die Pflegeversicherung hat sich somit an der Arbeitslosenversicherung vorbeigeschoben.
Warum das so wichtig ist? Nun ja, es betrifft schließlich Ihr Geld, das Geld der Beitragszahler. Konkret bedeutet das: Während der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung von 3,0 auf 2,5 Prozent gesenkt wurde, wurden die Beiträge zur Pflegeversicherung auf 3,05 Prozent, für Beitragszahler ohne Kinder sogar auf 3,3 Prozent, angehoben. Zuvor lagen diese Sätze bei 2,55 und 2,8 Prozent. Insgesamt hat sich der Beitragssatz zur Pflegeversicherung damit seit 1995 mehr als verdreifacht, der Höchstbeitrag hat sich sogar mehr als vervierfacht.
Versicherungsschutz seit 1995
Zur Erinnerung: 1995 wurde die Pflegeversicherung als neuer eigenständiger Zweig der Sozialversicherung in Deutschland eingeführt. Seitdem besteht eine umfassende Versicherungspflicht für alle gesetzlich und privat Versicherten. Das heißt, dass jeder, der gesetzlich krankenversichert ist, automatisch in der sozialen Pflegeversicherung versichert ist, und jeder privat Krankenversicherte muss eine private Pflegeversicherung abschließen.
So weit, so gut. Doch die schlechte Nachricht lautet, dass die Zahl der Pflegebedürftigen hierzulande weiter zunimmt. Waren es laut Statistischem Bundesamt im Jahr 1999 noch rund zwei Millionen Bundesbürger, so ist die Zahl längst auf drei Millionen angestiegen. Und für das Jahr 2045 wird nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung sogar mit fünf Millionen Pflegebedürftigen gerechnet.
Hoher Eigenanteil pro Monat
So gut und wichtig diese Pflichtversicherung auch ist: Sie ist nur eine Teilkaskoversicherung. Nach Berechnung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) beträgt der Eigenanteil, den Pflegebedürftige und ihre Angehörigen für vollstationäre Pflege im Bundesdurchschnitt berappen müssen, stolze 1.830 Euro. Und das pro Monat. Und für ambulante Pflege müssen Pflegebedürftige im Bundesdurchschnitt monatlich zwischen 300 bis 1.200 Euro aus eigener Tasche dazu zahlen.
Diese Summe dürfte viele Bürger verwundern, vermutlich sogar erschrecken. Die Erfahrungen vieler Berater und Finanzplaner zeigen, dass nur die wenigsten Verbraucher wissen, was an Pflegekosten auf sie zukommen kann. Und weil angesichts der steigenden Zahlen ein weiterer Anstieg des Beitrags zur gesetzlichen Pflegeversicherung wahrscheinlich ist, dürfte auch der Eigenanteil im Pflegefall tendenziell eher ansteigen.
Pflegebedürftigkeit als „größter Horror“
Dabei zeigt eine aktuelle Umfrage des Allensbach-Instituts, dass im Alter pflegedürftig oder dement zu werden, der „größte Horror“ der Deutschen ist. Immerhin kreuzten 42 Prozent der Befragten an, dass sie sich darüber „große Sorgen machen“. Ähnlich viele, 35 Prozent, haben Angst vor Krebs und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten, und ein Drittel der Bevölkerung fürchtet, dass im Alter das Geld nicht reichen wird.
Was also tun? Damit es kein böses Erwachen gibt, sollte sich jeder frühzeitig mit dem Thema Pflege auseinandersetzen. Denn ob jung oder alt, die meisten Deutschen übersehen die enormen finanziellen Belastungen, die sich aus einer Pflegesituation ergeben können. Und Pflegebedürftigkeit ist keine Frage des Alters. Unfälle oder Erkrankungen können jeden treffen. Professionelle Finanzplaner geben Auskunft darüber, wie man sich und seine Familie richtig absichern kann und welche Produkte welche Vorteile bieten.