Wer kennt sie nicht, diese kleinen Momente in denen man den letzten Schuhkauf, das zu teure Abendessen oder das eigentlich zu große Auto überdenkt… bereuen möchte ich an dieser Stelle gar nicht sagen, denn das sollte man definitiv nicht tun. Man stellt sich einfach die Frage, ob es nicht auch ohne die neuen Schuhe gegangen wäre und wie viel mehr man wohl auf dem Konto hätte, wenn man disziplinierter wäre.
Ist weniger Geld ausgeben die Lösung?
„Es ist so einfach, ich müsste weniger ausgeben, dann bräuchte ich nicht so viel zu arbeiten“, höre ich tatsächlich oft von erfolgreichen Frauen mit wirklich guten Einkommen und besonders oft von Unternehmerinnen. Ist es so einfach? Oder anders gefragt: Sind es tatsächlich die Schuhe, Handtaschen und tollen Abendessen, die einen von der Erreichung der eigenen finanziellen Ziele abhalten?
Die Antwort lautet nein! Also zumindest, solange man es nicht völlig übertreibt.
Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist übrigens der Unterschied zwischen „Es bezahlen können“ und „es sich leisten können“. Nur weil man etwas bezahlen kann, muss man es sich nicht leisten können. Das einfachste Beispiel: Eine Designertasche kann man sich dann leisten, wenn man es auch verkraften kann, sollte sie kaputtgehen und man sich im Zweifel eine neue Tasche kaufen kann.
Aber zurück zum Thema… Wir müssen uns frei machen von der nervigen kleinen Stimme in unserem Kopf und den erhobenen Zeigefingern á la „Frauen haben ein höheres Risiko für Altersarmut“, „Lieber die Aktie des Herstellers als die Handtasche kaufen“ etc.
Das bedeutet natürlich nicht, das Thema Finanzen in all seinen Aspekten zu ignorieren, im Gegenteil. Vielmehr geht es darum, dass wir Frauen uns ohnehin häufig zu viele Gedanken machen, uns von allen Seiten beeinflussen lassen und dann aber leider dazu neigen, die Augen zu verschließen und aus Unsicherheit gar nichts zu tun. Ein schlechtes Gewissen verschlimmert das dann nur. „Mir ist schon klar, dass ich mich im Alter einschränken muss, ich will es aber gar nicht so genau wissen“, ist so ziemlich der schlimmste Satz, den ich mal von einer Kundin gehört habe. Insbesondere deshalb, weil die Annahme noch nicht einmal stimmte. Sie musste sich keineswegs einschränken und hatte die letzten Jahre völlig grundlos mit negativen Gedanken und diesem flauen Gefühl im Magen gelebt.
„Stop feeling guilty about spending your own damn money“
Der Finanzplan – Freiheit für den Kopf
Der Hauptgrund für das schlechte Gewissen ist doch, dass wir denken, wir müssten mit dem Geld etwas „Vernünftiges“ tun… Hier kommt die Finanzplanung ins Spiel: Eine Finanzplanung bietet vor allem einen Überblick über:
- Einnahmen und Ausgaben (und hier muss man nicht übertreiben… nicht jeder Kaffee muss berücksichtigt werden, denn wir haben ja bereits gelernt, das ist nicht der entscheidende Faktor
- Die Finanzlage in der Zukunft auf Basis der heute bereits absehbaren Entwicklungen – Risikoszenarien (Krankheit, Scheidung, Tod des Partners etc.)
- Verbesserungsmöglichkeiten in der eigenen Vermögensstruktur
- und viele weitere Themen
Auf dieser Basis lässt sich also ziemlich genau einschätzen, was man tun muss, um die eigenen finanziellen Zielsetzungen zu erreichen. Der Vorteil ist, dass man anhand der Planung alles genau nachvollziehen und verstehen kann. Man weiß genau, wie viel man sparen sollte, was mit dem gesparten Geld passieren soll und welche weiteren Themen abzuarbeiten sind.
Kurz gesagt schafft der Finanzplan Freiheit – die Freiheit, das nicht zu sparende Geld auszugeben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen!
„Budgets aren’t restrictive – they’re freeing. They are in themselves, self-care“
Finanzplanung muss ein Lifestyle-Thema werden
Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass eine professionelle Finanzplanung nicht einschränkt, sondern im Gegenteil sogar Freiheit gibt. Wichtig ist natürlich, dass alle wesentlichen Aspekte berücksichtigt sind und die Planung nicht einfach vom Himmel fällt. Die beste Finanzplanung hilft nichts, wenn man als Kundin nicht versteht, was sie bedeutet oder das Gefühl hat, man könnte sich nicht darauf verlassen.
Hierbei ist nicht nur die Frage zu beantworten, wie viel man sparen muss und wie das Geld angelegt werden sollte. Es geht um Themen wie Eheverträge, Testamente, bei Unternehmerinnen zum Beispiel um Fragen der „Key Person Absicherung“… aber es geht auch um ganz andere Fragestellungen: Eine gute Finanzplanerin erfasst auch emotionale und zwischenmenschliche Aspekte und sieht die Kundin nicht nur als eine Ansammlung von Zahlen.
Die Empfehlung an eine Therapeutin im Falle einer Scheidung oder eines Todesfalls gehören für mich genauso dazu wie Tipps zu Themen wie Restaurant- oder Veranstaltungsempfehlungen oder Shoperöffnungen.
Ein weiteres sehr wichtiges Thema aus meiner Sicht: Die Planung des Ruhestandes nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus emotionaler bzw. menschlicher Sicht. Sich zu überlegen und die Weichen dafür zu stellen, was nach dem Ruhestandseintritt kommt. Viele meiner Mandantinnen möchten nicht zuhause im Schaukelstuhl sitzen. Es sind moderne, tolle Frauen, die etwas tun wollen. Ein Aspekt, der oft vergessen wird, aber enorm wichtig ist.
“Planning your retirement should feel like planning for an incredible weekend … only the “weekend” lasts for the rest of your life…” Dann wird aus Finanzplanung ein Lifestyle-Thema und plötzlich braucht es kein schlechtes Gewissen mehr.
„Financial Planning isn’t about what you shouldn’t buy. It’s about HOW you can achieve your financial goals, protect an inherit wealth“