Scheiden tut weg, sagt der Volksmund. Wenn Ehepaare sich trennen, hat das immer auch schwerwiegende finanzielle Folgen. Diese Risiken kann man aber mit einer guten Planung minimieren.
Alles hat ein Ende: Ehen werden leider nicht nur geschlossen, sondern in fast jedem zweiten Fall auch wieder geschieden. Das Ende einer Ehe zu besiegeln, ist schon aus emotionaler Sicht schmerzhaft – besonders, wenn Kinder betroffen sind. Doch auch die finanziellen Konsequenzen sind in der Regel riesengroß. Es geht um Unterhalt, Rentenansprüche, Immobilien und Bankdepots. Viele unterschätzen, welche enormen Auswirkungen eine Scheidung auf die finanzielle Situation beider Ehepartner haben kann.
Und das Thema geht fast alle an: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben sich allein 2017 bundesweit mehr als 153.000 Ehepaare voneinander getrennt. Im Durchschnitt trennten sich die Partner nach 15 Ehejahren. Etwa die Hälfte der Paare hatte den Zahlen zufolge minderjährige Kinder. Und die Praxis zeigt auch: Im Normalfall stehen beide Partner nach einer Scheidung finanziell schlechter da als vorher.
Alle Finanzthemen auf den Prüfstand
Mit einer Trennung nach so langer Zeit ändern sich nicht nur die persönliche Lebensplanung und das soziale Umfeld. Auch die Finanz- und Vermögensplanung bedarf einer Anpassung an die neuen Lebensumstände. Denn zu der schweren emotionalen Last kommt auf die Noch-Eheleute meist auch die Angst vor einem finanziellen Chaos hinzu. Wird der Unterhalt reichen? Was muss ich konkret wie tun, um die Altersvorsorge neu zu gestalten? Wie sollen künftig die gemeinsamen Kinder abgesichert werden? Welche bestehenden Finanzprodukte machen weiterhin Sinn, welche nicht? All das sind Fragen, mit denen sich die getrennten Partner möglichst schnell auseinandersetzen sollten.
Anstelle eines vormals gemeinsamen Haushaltes existieren nun künftig zwei Haushalte, die unabhängig voneinander finanziert werden müssen. Um die finanzielle Lebensplanung nach einer Scheidung in die richtige Bahn zu lenken, sollte deshalb zunächst der Status Quo geklärt werden. In der Regel werden während der Ehezeit erworbene Ansprüche gegen die gesetzliche Rentenversicherung zwischen den beiden Ex-Partnern aufgeteilt. Zudem wird geklärt, ob und in welchem Umfang Unterhaltszahlungen anfallen. Nicht selten setzen Gerichte diese Aufteilung von Vermögen und Einkommen fest.
Einfacher ist es in der Regel, wenn ein Ehepaar die Gütergemeinschaft gewählt hat. Dann wird das gesamte Vermögen, das in die Ehe eingebracht und während der Ehe angespart wurde, zwischen den Partnern geteilt. Bei der Gütertrennung behält jeder Partner sein Geld nach der Scheidung für sich, er muss dem Partner nichts davon abgeben. Gütergemeinschaft und Gütertrennung müssen jedoch mit einem Ehevertrag festgelegt werden. Tatsächlich aber sorgen nur die wenigsten Paare wirksam vor und regeln in Eheverträgen, wie Verdienst und Vermögen aufgeteilt werden, falls sich beide auseinanderdividieren sollten.
Frühzeitig Folgen einer Scheidung besprechen
Auch wenn es vielleicht ein heikles Thema ist: Ratsam ist auch bei funktionierenden Partnerschaften, im Rahmen einer sogenannten Szenariobetrachtung die möglichen Folgen eines partnerschaftlichen Scheiterns zu besprechen. Es ist in vielen Fällen sinnvoll, bereits vor einer Eheschließung über den Güterstand, die sich daraus ergebenden Rechte und Pflichten sowie einen fairen Ausgleich der Interessen zu diskutieren. Denn so lassen sich die Folgen, falls es doch nicht klappen sollte, für beide Seiten minimieren.
Denn selbst bei einer einvernehmlichen Scheidung ist den Beteiligten vorher oft nicht klar, wie die Vermögenswerte aufzuteilen sind, welche Ansprüche aus dem Versorgungsausgleich bestehen oder wie viel Unterhalt eigentlich fließt. Ist die Scheidung von einem Partner womöglich gar nicht gewollt und es kommt zum Streit, verkompliziert sich meist auch die finanzielle Situation.
Oft entstehen durch Scheidungen auch Vorsorgelücken, die nach der Trennung dringend geschlossen werden müssen. Das beste Beispiel ist der Berufsunfähigkeitsschutz. In der Partnerschaft konnte man vielleicht ohne Versicherung noch davon ausgehen, dass der verdienende Partner den nicht versicherten Partner finanziell auffangen kann. Nach der Trennung aber muss man selbst Vorsorge treffen und eine entsprechende Versicherung abschließen.
Finanzplanung vereinfacht und beschleunigt Verfahren
Um das finanzielle Chaos nach einer Scheidung zügig zu bereinigen, ist eine professionelle Vermögensplanung sinnvoll. Mit Hilfe eines Finanzplaners können die Scheidungspartner zu gegebener Zeit wieder Ordnung in Sachen Absicherung und Geldanlage schaffen. Ein wichtiger Nebeneffekt: Solch ein ganzheitlicher Finanzplan kann auch als wichtige Grundlage für Gespräche mit dem Partner, Mediatoren, Juristen, Steuerberatern und dem Familiengericht dienen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit erheblich vereinfachen und beschleunigen.
Eine solche professionelle Finanzplanung hilft den getrennten Partnern auch, eine eigene finanzielle Perspektive zu entwickeln. Mit Unterstützung eines professionellen und auch mediativ tätigen Finanzplaners können die künftigen wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnisse überschaubarer dargestellt werden. Somit lässt sich wenigstens finanziell die Trennung meistern und ein neuer Lebensabschnitt beginnen.