Die politische Landschaft hat sich in den vergangenen Jahren massiv gewandelt. Dieser Veränderungsprozess stellt ein kaum zu berechnendes Risiko für Anleger dar. Deshalb ist eine breite internationale Streuung bei der Geldanlage wichtiger denn je.
„Politische Börsen“, heißt es, haben kurze Beine. Wie nicht wenige inzwischen bemerken, werden die Beine derzeit aber immer länger. Bestes Beispiel dafür ist die Politik von US-Präsident Donald Trump und insbesondere seine protektionistische Haltung. Seine Idee dahinter ist getreu seinem beim Wahlkampf ausgegebenen Motto „America first“, die Produktion von Waren und Gütern aus dem Ausland wieder zurück nach Amerika zu holen. Dafür zettelte er nicht allein mit China, sondern auch mit anderen Handelspartnern wie Kanada, Europa oder Mexiko Konflikte um Zölle an. Etwas, was sich in den vergangenen Monaten bereits im weltweiten Wirtschaftswachstum niederschlug und die globale Konjunktur auch in diesem Jahr belasten wird.
Es ist derzeit kaum vorherzusagen, wohin sich seine Aufmerksamkeit als nächstes richten und welche Konsequenzen das haben wird. Dabei ist es derzeit noch nicht einmal allein der amerikanische Präsident, der in politischer Hinsicht schwer auszurechnen ist. Dazu kommt ein nach wie vor völlig unklarer Brexit – wann, wie und unter welchen Bedingungen Großbritannien die Europäische Union verlassen wird, ist derzeit alles andere als eindeutig. Aber auch im übrigen Europa sowie in etlichen Schwellenländern ist die politische Lage derzeit immer wieder angespannt. Aktuellstes Beispiel ist Venezuela, wo inzwischen selbst die Weltmächte wie die USA, Russland und China mit eingreifen.
Breite Streuung reduziert Risiken
Nie in den vergangenen Jahrzehnten waren die Veränderungen in der politischen Landschaft so dramatisch wie derzeit. Das zeigt sich übrigens auch am so genannten Economic Policy Uncertainty Index. Der nämlich notiert derzeit auf seinem Allzeithoch. Etwas, was sich auch an den Kapitalmärkten zunehmend bemerkbar macht und dort seit einiger Zeit für erhöhte Kursschwankungen sorgt. Und was damit letztlich auch für Anleger von Bedeutung ist. Dass sie dazu neigen könnten, angesichts dieser dramatischen Entwicklungen im politischen Bereich voreilig und vielleicht auch unüberlegt zu handeln, ist zwar nachvollziehbar. Aber nicht ratsam.
Wie also sollten Anleger mit dieser höchst komplexen und Unsicherheit verbreitenden Situation am besten umgehen? Der erste wichtige Schritt ist es, eine langfristig ausgerichtete und der individuellen Risikoneigung entsprechende Vermögensaufteilung zu haben. Und diese sollte dann, das ist gerade angesichts der Vielzahl an politischen Risiken wichtig, breit gestreut sein. Das betrifft insbesondere den Aktien- und Anleiheanteil in einem Portfolio. Dort ist eine weltweite Diversifikation und eine breite Streuung über viele Branchen und Sektoren hinweg ein Muss für jeden Anleger. So lassen sich Risiken in einem Portfolio in der Tat effizient streuen.
Brexit – vor allem Europa wird es spüren
Warum das so ist, lässt sich am Beispiel des Brexit gut zeigen. In aller Regel sind Anleger – das beweisen zahlreiche Untersuchungen – besonders stark in ihrem Heimatmarkt investiert, der so genannte Home bias. Ein deutscher Investor wird also einen hohen Anteil deutscher Aktien im Portfolio haben. Kommt es nun tatsächlich, wie von manchen befürchtet, zu einem ungeregelten Brexit, also einem Austritt Großbritanniens ohne vertragliche Regelung, dann wäre davon zuallererst die britische Wirtschaft betroffen. Eine Rezession wäre dort, so die Vermutung vieler Volkswirte, unvermeidlich. In zweiter Linie aber wären es die wichtigsten Handelspartner, die ein ungeordneter Austritt treffen würde – und das wären die anderen europäischen Länder Europas, darunter vor allem auch Deutschland.
Berechnungen zeigen immer wieder, dass in diesem Fall auch auf unsere Wirtschaft Kosten in Milliardenhöhe zukommen werden. Das bedeutet für viele Unternehmen hierzulande sinkende Umsätze, rückläufige Gewinne und das wiederum könnte sich in fallenden Aktienkursen niederschlagen. Wessen Portfolio vor allem aus deutschen und dann noch aus einigen europäischen Werten besteht, der wird die Folgen einer solchen politischen Entwicklung besonders stark zu spüren bekommen.
Breite Streuung eröffnet zusätzliche Renditechancen
Natürlich lässt sich das auch andersherum betrachten. In manchen Regionen der Welt, zum Beispiel in den asiatischen Schwellenländern, sind die Wachstumsraten deutlich höher als auf dem alten Kontinent. Das schlägt sich langfristig in der Regel in überdurchschnittlich wachsenden Gewinnen der Unternehmen nieder – was die Chance auf höhere Kursgewinne bietet. Nur wer breit streut, kann also alle Gewinnchancen nutzen und zugleich die Risiken reduzieren. Anlageexperten sprechen hier von einem verbesserten Rendite-Risiko-Verhältnis. Und das erscheint angesichts der vielen politischen Unruheherde in der Welt aktuell wichtiger denn je.