Seit dem Jahr 2000 ist Såfa in Schweden der absolute Renner. Fast 90 Prozent der schwedischen Arbeitnehmer nutzen ihn. Wer jetzt im ersten Augenblick an ein Möbelstück aus einem auch in Deutschland sehr beliebten schwedischen Möbelhaus denkt, liegt jedoch falsch. Såfa ist die Abkürzung von Statens årskullsförvaltningsalternativ (staatliche Jahrgangsverwaltungsalternative). Dahinter verbirgt der Siebte Allgemeine Pensionsfonds AP7, Schwedens Antwort auf den demografischen Wandel.
In Schweden zahlt man 16 Prozent des Bruttogehalts in die umlagefinanzierte Rente ein. Weitere 2,5 Prozent müssen in die kapitalgedeckte Altersvorsorge investiert werden. Dabei können die Schweden entweder aus mehr als 800 Fonds selbst auswählen oder zahlen in den staatlich verwalteten Fonds AP7 ein. Im Gegensatz zu Deutschland ist die kapitalgedeckte Altersvorsorge verpflichtend. Die Rendite kann sich sehen lassen. Seit Auflage liegt diese bei durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr. Denn der Fonds legt bis zum 55. Lebensjahr zu 100 Prozent in Aktien an. Darüber hinaus darf der Fonds auch in Derivate investieren, um die Rendite zu erhöhen. Eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Aktieninstitutes unterstreicht die Bedeutung von Aktien in der Altersvorsorge.
Rentensysteme, die vermehrt auf Aktien setzen, haben im Durchschnitt Erträge von mindestens fünf Prozent. Teilweise sind die Erträge sogar zweistellig. Die durchschnittlichen Erträge zeigen die langfristige Attraktivität einer aktienorientierten Altersvorsorge. Durch die Möglichkeit, per Entnahmeplan, auch in der Auszahlungsphase in Aktien investiert zu bleiben, kann eine negative Marktentwicklung „ausgesessen“ werden. Denn bei allen positiven Durchschnittswerten darf nicht vergessen werden, dass in manchen Jahren auch heftige Kursverluste drohen. Auch der schwedische Fonds hat zeitweise enorme Verluste eingefahren. 2002 waren es beispielsweise 27 Prozent. Allerdings lässt sich feststellen, dass die bisherigen Finanzmarktkrisen keine Beeinträchtigung für das Ansparverfahren bedeutet haben. Ausfälle oder gar Zusammenbrüche gab es nicht. Vorübergehende Rückgänge des im Ansparverfahren angelegten Vermögens – so bedrohlich sie auf den ersten Blick erscheinen mögen – schlagen wegen der langen Anlagefrist und des dadurch zwischen den Jahren stattfindenden Ausgleichs nicht auf die zu zahlenden Renten durch.
Leider werden Aktien in Deutschland in der öffentlichen Wahrnehmung auf die teilweise starken kurzfristigen Kursschwankungen am Aktienmarkt reduziert und diese negativ bewertet. Dass Börsenkurse kurzfristig schwanken ist jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Es ist ein normales wirtschaftliches Phänomen. An der Börse werden Erwartungen gehandelt, die sich abhängig von der Nachrichtenlage von heute auf morgen ändern können. Langfristig spiegelt die Kursentwicklung jedoch den volkswirtschaftlichen Wachstumspfad wider, der seit Jahrzehnten mit stabilen Erträgen verbunden ist.
Allein dies ist für die Altersvorsorge relevant. Eigentlich sollten die Ergebnisse auch jeden Skeptiker überzeugen. Die Erträge eines 20 Jahre laufenden Sparplans auf den Deutschen Aktienindex betrug zwischen den Jahren 1969 und 2018 im besten Fall 16,1 Prozent. Selbst der ungünstigste 20-jährige Sparplan innerhalb dieses Zeitraums lag mit 4,7 Prozent immer noch deutlich im positiven Bereich. Im Durchschnitt erbrachten alle 20-jährigen Sparpläne zwischen 1969 und 2018 einen Ertrag von neun Prozent im Jahr. Bei einer Anspardauer von 30 Jahren betrugen die Erträge 13,2 Prozent im besten und 6,3 Prozent im schlechtesten Fall. Der Durchschnittsertrag lag bei 8,9 Prozent.
Anlagehorizonte von 20 oder besser 30 Jahren und mehr sind für die Altersvorsorge typisch. Wer mittels einem Sparplan Monat für Monat sein Aktienvermögen vergrößert, braucht außerdem keine Angst davor zu haben, dass sich die Kaufkurse im Nachhinein als zu hoch herausstellen. Vielmehr bewirkt der Durchschnittskosteneffekt („Cost-Average-Effekt“), dass bei schwankenden Kursen regelmäßige, gleich hohe Einzahlungen zu attraktiven durchschnittlichen Einstandskursen führen. Anleger sollten nicht darauf warten, bis der deutsche Staat aktiv wird. Jeder kann selbst in der heutigen Zeit die Initiative ergreifen. Die 2,5 Prozent vom Bruttogehalt sind dabei für einen Aktiensparplan eine solide Vorgabe.
Aber auch ein bestehendes Depot sollte der Realität angepasst werden. Wenn der Anlagehorizont noch lange genug ist, wirkt eine höhere Aktienquote wie ein Turbo. Professionelle Finanzplaner wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®-Professionals) oder European Financial Advisor EFA® sind aufgrund ihrer Ausbildung in der Lage, die für Sie, entsprechend ihrer individuellen Risikotragfähigkeit, optimale Aktienquote zu definieren. Die deutschen Wohnzimmer haben die Schweden mit dem Billy-Bücherregal, dem Klippan-Sofa oder dem Poäng-Schwingsessel bereits erobert. Jetzt wird es Zeit für etwas mehr Såfa in der Altersvorsorge.