Es ist allgemein bekannt, dass für die Mehrheit der Bundesbürger Sicherheit an erster Stelle steht. Das hat zuletzt auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Postbank eindrucksvoll bestätigt. Dort gaben 91 Prozent der Befragten an, dass ihnen bei der Geldanlage Sicherheit wichtig ist. Aber nur 71 Prozent messen der Rendite Bedeutung bei. Gleichzeitig wurden auch die Ertragserwartungen abgefragt. Im Durchschnitt gehen die Anleger demnach von einer jährlichen Rendite von fünf Prozent aus. Und das auch vor Steuern und Kosten. Allerdings passen das Streben nach Sicherheit einerseits und die Ertragserwartungen andererseits nicht wirklich zusammen.
Tatsächlich kommt der Sicherheitsgedanke bei den Anlegern hierzulande in vielerlei Hinsicht zum Ausdruck. So liegen rund 40 Prozent des Vermögens der deutschen Haushalte auf dem Sparbuch oder anderen Bankeinlagen. Aber auch Garantien erfreuen sich großer Beliebtheit. Diese bedeuten nichts anderes, als dass garantiert wird, dass das eingezahlte Kapital am Ende der Laufzeit eines Finanzprodukts erhalten bleibt. Und zwar oftmals zu 100 Prozent. Das mag für junge Menschen, die frisch in das Berufsleben einsteigen, zunächst attraktiv erscheinen. Schließlich haben sie noch ein langes Leben vor sich, das unvorhersehbare Wendungen nehmen kann. Da mag es beruhigend sein, zu wissen, dass die im Laufe des Lebens eingezahlten Beiträge am Ende ihnen wieder zufließen.
Garantien gehen zu Lasten der Rendite
Doch was dabei oft nicht berücksichtigt wird: Garantien kosten Geld und belasten die Rendite. Fünf Prozent, so wie es die Bundesbürger laut der Kantar-Umfrage im Schnitt erwarten, sind damit ebenso wenig drin wie mit dem Sparbuch. Dazu kommt noch etwas, wie eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) speziell zum Thema Garantie zeigt: Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind Garantien von 100 Prozent der Beiträge kaum noch sinnvoll. Wer heute ein Finanzprodukt mit einer solchen Garantie abschließt, verhindert damit einen effektiven Vermögensaufbau.
Garantien gehen also grundsätzlich zu Lasten der Rendite, wenn aber die Zinsen niedrig sind, sind die Kosten nochmals höher als sonst. Läge die Verzinsung auf Sparguthaben, so wie in den 1970er und 1980er Jahren noch bei drei Prozent und mehr, wäre ein Garantieniveau von vielleicht 40 oder 60 Prozent womöglich interessant. In der Nullzinsära aber ist das nicht der Fall. Zudem wurde in der Studie auch der Einfluss der Inflation auf Garantien untersucht. Das Ergebnis dazu: Ein Finanzprodukt ist nur dann sicher, wenn es das Risiko des Kaufkraftverlusts so gering wie möglich hält. Aus diesem Grund empfehlen die ifa-Experten die Absenkung von Garantien.
Verzicht auf Garantien bietet zusätzliches Renditepotenzial
Eigentlich aber benötigen Anleger, die langfristig ein Vermögen aufbauen, gar keine Garantien. Vielmehr ist es so, dass sie sich mit einer Garantie enormen Renditepotenzials berauben. Das Institut für Vermögensaufbau und Finanzplanung hat das beispielhaft durchgerechnet und kommt zu folgendem Ergebnis: der Erwartungswert der Ablaufleistung mit einer Garantie von 100 Prozent ist unter dem Strich nur halb so hoch ist wie der Erwartungswert einer Anlage ohne Garantie. Deshalb sollte jeder Anleger immer erst fragen, wie viel eine Garantie kostet und sich Alternativen durchrechnen lassen.
Wer auf eine Garantie ganz oder zumindest teilweise verzichtet, kann nämlich auch deutlich mehr Geld in Aktien investieren. Einerseits bieten Aktieninvestments langfristige Renditen von sechs bis sieben Prozent im Durchschnitt. Andererseits geht die Verlustwahrscheinlichkeit bei Aktien bei einem Anlagehorizont von 15 Jahren und mehr immer weiter gegen Null. Selbst wenn ein Anleger zu Höchstständen wie zur Jahrtausendwende oder kurz vor der Finanzkrise beim Deutschen Leitindex Dax eingestiegen ist, hatte er nach jeweils nur rund acht und sechs Jahren seine Verluste laut dem Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts wieder aufgeholt.
Wer viel Zeit zum Vermögensaufbau hat, braucht keine Garantie
Wer aber in jungen Jahren anfängt, hat noch sehr viel mehr Zeit, kann zwischenzeitliche Kursverluste und schlechte Börsenjahre leicht durchstehen und vor allem von dem höheren Renditepotenzial, das Aktien langfristig bieten, profitieren. Aus diesem Grund sollten Anleger nicht nur weitgehend auf Garantien verzichten, sondern auch darauf achten, dass, egal für welches Vorsorgeprodukt sie sich entscheiden, diesem Aktien zugrunde liegen oder diese zumindest beimischen.
Denn wer längerfristig sein Geld auf diese Weise anlegt, hat zum einen ein recht hohes Maß an Sicherheit. Zum anderen bietet eine solche Anlage die realistische Chance, dass Anleger ihre Renditeerwartung, die laut der eingangs zitierten Kantar-Umfrage bei rund fünf Prozent im Durchschnitt liegt, erfüllen oder ihr zumindest nahekommen. Es gibt also keinen Grund, teure Garantien bei der Altersvorsorge einzugehen. Vor allem junge Menschen, die viel Zeit für den Vermögensaufbau haben, sollten darauf verzichten.